Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Hauptstück. 
Viertes 
Spolien eroberter Länder zu schmücken, keineswegs aber von 
einem durchgreifenden Einflusse ägyptischen Wesens auf Assy- 
riens Verhältnisse.  Vielmehr wird es mit den Traditionen 
aller Völker und selbst der Aegypter, die den Phrygiern das 
Vorrecht höheren Alters liessen, übereinstimmen, wenn wir in 
Westasien den Ursprung aller derjenigen Erscheinungen in der 
Religion, der Politik, der Gesittung und der Kunst suchen, deren 
Wiederhervortreten bei allen Völkern uns so sehr auffallt. Viel- 
leicht war alles was das Becken des Mittelmeeres umwohnte ein- 
mal nach gleicher Gesellschaftsform gemodelt, wurde diese Ein- 
heit in Stücke gerissen und bildeten sich die vereinzelten Bruch- 
stücke derselben, von gleicher Basis ausgehend, nach dieser 
Trennung in eigenem Wesen aus, vielleicht erklärt sich die Sache 
besser nach der Hypothese der Wanderungen und des Coloni- 
sirens, vielleicht wirkte beides durcheinander, immer ist man ge- 
zwungen anzunehmen dass gewisse älteste Typen der Kunst so 
wie der Religion, der Politik u. s. w. das gemeinsame Erbtheil 
aller Völker aus den Zeiten vor ihrer Abzweigung von einem 
Ürstamme und keinesweges spätere Üeberkommnisse sind. Bei 
einigen Völkern erhielt sich diese Form, bei anderen die andere 
längere Zeit in ihrer Ursprünglichkeit, bei allen trübten sich die 
Ueberlieferungen durch Beirnischungen heterogener auf fremdem 
Boden ausgebildeter Elemente und gingen sie zugleich durch Me- 
tamorphosen die der eigene Fortschritt der Völker hervorrief. 
Wir werden sehen, für welche Formen die Aegypter in Be- 
ziehung auf die Erhaltung des Ursprünglichen zuerst zu nennen 
sind, keinenfalls aber hier, wo es'sich um diejenigen handelt, die 
aus dem Prinzipe der Bekleidung hervorgingen. 
Was wir durch die folgewichtigen Entdeckungen der Botta, 
Layard, Loftus und Rassam von chaldäischer und assyrischer 
Baukunst kennen,  beschränkt sich auf die untersten Etagen gross- 
artiger Terrassenanlagen, die das Grundmotiv der gesainmten 
westasiatischen Baukunst des Alterthums sind, und in der Absatz- 
pyramide des Grabdenkmal bildenden Tempels ihren letzten Ab- 
schluss erreichen. 
Dieses reich gegliederte westasiatische Terrassensystem wurde 
Vervßllßtändigt und gekrönt durch längst verschwundenen Säulen-
	        
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