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Hauptstück.
Viertes
Zweige, Blätter und Blumen darstellten. Da sie ausserdem,
nach indischem Gebrauche, mit dunkelrother Farbe
bedeckt war, so machte sie den Eindruck als Wäre
sie mit einem Teppiche nach altem Muster über-
zogen. Der Haupteindruck glich ungefähr dem der alten Vene-
tianischen Paläste etc. .
In Benares sind die Wohnungen der Privatleute wie die
öffentlichen Gebäude aus gutem Hausteine konstruirt; aber die
Hindu von Benares scheinen. mit Leidenschaft die Polychromie
zu lieben; sie bedecken ihre aus Quadern gebauten
Häuser mit dunkelrothem Stuck.
Tempel sind in sehr grosser Anzahl vorhanden, aber sie sind
klein und an den Strassenecken oder an den Facaden der gröss-
ten Häuserwie Schränke angebracht. Doch sind sie zierlich und
viele davon sind mit trefflichen Bildwerken von der
vollkommensten Ausführung in Stuck bedeckt, Blumen,
Thiere, Palmenzweige u. s. W. darstellend und an Eleganz und
Reichthum mit den schönsten Beispielen gothischer und griechi-
scher Kunst Wetteifernd."
Aehnliches berichtet der klarsehende Heber über die Stadt
Jyepur und den Palast des Rajah der Radjputen. Diese Stadt
ist von einem einzigen Monarchen mit seltener Pracht und voll-
kommen regehnässig nach den Vorschriften der heiligen Silpa
Sastra erbaut. Ich werde auf deren Beschreibung bei einer an-
dern Gelegenheit zurückkommen und mache hier nur auf eine
grosse Lücke in der Geschichte der Baukunst aufmerksam, da.
wir fast gar nichts von jener ganz eigenthümlichen ächt hindu-
stanischen Civilbaukunst wissen, die sich noch in vollem Leben
in den grossen Städten Innerindiens erhalten hat und vielleicht
grösseres Interesse gewährt als jene baroken Felsenmonumente,
Tschultris und Pagoden, oder als die prunkvollen aber doch leeren
Anlagen der Muhamedaner, mit denen sich die Reisenden fast
ausschliesslich beschäftigten.
In dem Palast des Rajah der Radjputen fand Heber die Fen-
ster mit kleinen Scheiben von buntem Glase geschlossen, die in
gitterartig durchbrochenemRahmenwerke vonMarmor
eingefasst sind. Auf der Londoner Ausstellung von 1851 be-
fanden sich sehr zierliche und reiche Specimina solcher Fenster-
gitter aus Alabaster und Marmor, die ein antikes oder vielmehr