Kunst.
Textile
Indien.
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Vom Eingange des 6. Hofes heisst es er sei bogenförmig auf
sapphirnem Grunde mit Gold und vielfarbigen Steinen ausgelegt
und sehe aus wie Indraüs Bogen in der azurluen Luft.
Bei dem wahrscheinlich durch den Uebersetzer verundeiltlichten
Satze: „der Stuck ist hier handhoch aufgelegt," kann nur an er-
habene Stuckarbeit gedacht werden, denn sonst böte er gar keinen
Sinn; damit wäre also aus einer Zeit vor der Entstehung der
Felsenmonumente die plastische Dekoration in Stuck nachge-
wiesen, während von der Steinskulptur durchaus noch keine Rede
ist, wohl aber von der reichsten Polychromie und der Mosaikbe-
kleidung der Wände.
S0 ist es in der That, die Wandskulptur in Indien ist zu-
nächst aus der Stuckaturarbeit hervorgegangen, obschon auch diese
eine metamorphosirte Technik ist, der die eigentlichste (textile)
Bekleidung zum Grunde liegt.
Es gibt in Indien, und es lässt sich mit Zuversicht hinzufügen,
es gibt in dem ganzen Oriente kein einziges Steinbildwerk aus
antiker Zeit, das nicht mit Stuck oder Farbe überkleidet gewesen
wäre. Wo beides sich nicht mehr zeigt, ist es abgefallen
oder verblichen.
Will man jenen Gedichten, die zum Theil späteres Maohwerk
sein mögen, obschon gewiss ist dass sie aus uralten Elementen
zusammengesetzt sind, oder ihrer Auslegung keinen Glauben
schenken, so gibt es Monumente aus früher Zeit, aus der Zeit
des Azoka, welche diesen Gebrauch des Stuckbekleidens in
seiner ganzen ursprünglichen Ausdehnung an sich darthun;
Ueberreste dieser urkundlich ältesten indischen Ziegelmonumente
sind jene Viharas und Chaytias von Behar in der Nähe von
Gaya; 1 noch interessanter aber sind für unseren Zweck jene
bekannten Bauwerke des zingalesischen Königs Dushtagamani
und seines Nachfolgers auf der Insel Ceylon: die Maha-
stupa, ein kolossales Ziegelgewölbe und das grosse wunderbare
Werk, die Lohaprasada, das in dem 2. Jahrhundert vor Christus
erbaute Buddhakloster, ein ursprünglich neunstöckiger 225 Fuss
hoher Bau, aus Ziegeln ausgeführt, der auf steinernen 12 Fuss
hohen Säulen ruhte und mit eisernen Dachziegeln gedeckt war.
In der Mitte ein Hof mit einer von Säulen getragenen Halle in
1 S. Notes on the Viharas and Chaytias
Asiat. Society of Bengale. XVI. p. 275.
of Behar by
Kittdk.
Journal
of