Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Viertes 
Hauptstück. 
existirend, da uns dieselben Gegenden als unwirthbare Einöden 
geschildert werden, welche jetzt die Wunder jener Grottenbau- 
kunst und die monolithen Tempel enthalten. 
Die ältesten Grottenanlagen, von denen wir Kunde haben und 
die sich bei Gaya] noch erhielten, sind ganz einfache Exkavatio- 
nen des Felsens oder Erweiterungen natürlicher Höhlen. Sie 
stammen aus Azoka's Zeit (drittes Jahrh. vor Christus) und wo 
sich an einigen Stellen Skulpturen zeigen, dort sind sie die spä- 
teren nach der Vertreibung der Buddhasekte ausgeführten Werke 
der Braminen, so dass die noch immer von Einzelnen festgehal- 
tene Chiinäre von dem Ursprnnge der Hindukunst aus dem 
Grottenbau, an sich und" aus Stilgründen unhaltbar, auch histo- 
risch widerlegt ist. 
Dieser beinahe beseitigten irrigen Ansicht stellt sich neuer- 
dings eine andere zur Seite, wonach die S t e i n s k u l p t u r 
gleichsam der Ausgangspunkt der indischen Kunst sein soll, die 
sich aber nicht zuerst an Grotten, sondern an Felsen (Monolithen) 
oder künstlich aus Quadern zusammengebauten Felsen bcthätigte, 
indem sie sie zu Denkmälern ausmeisselte. 2 
Ein flüchtiger Blick auf diese skulptirten Steinmonumente 
reicht hin, um sich zu überzeugen, dass jene Wunder des Meissels 
trotz der phantastischen Willkür, womit sie hervorgebracht sind, 
doch in ihren Hauptmotiven alle aus einer Baukunst hervor- 
gingen, die unbedingt vor Entstehung jener Steinmonumente 
schon als Kunst nach bestimmten Regeln fixirt war. Gilt dieses 
von den Haupteintheilnngen der Massen, so lässt sich zugleich 
von dem Ornamente derselben nachweisen, dass die Skulpturen 
zwar reichlicher aber nach denselben Grundsätzen wie bei Monu- 
menten anderer Völker dabei in Anwendung kamen. 
Jene Hauptmotive der monolithen Anlagen, von welchen ge- 
redet wird, sind so wenig ursprüngliche Conceptionen des Meissels, 
(der sie bloss nachbildend oder umbildend in Stein wiedergabQ 
dass sie vielmehr dem schon zu raffinirter Ausbildung gelangten 
gemischten Holz- und Ziegelstile angehören. 
Die Griechen oder diejenigen, die ihnen vorarbeiteten, über- 
nahmen das Motiv des Holzbaues in der Hütte (rmvivn) gleichsam 
1 Vergl. Journal of the Asiat. S00. of Bengale. XVI. p. 275. 
2 S. Geschichte der Baukunst etc. von Andreas Romberg und 
Leipzig 1844. 
Stegen
	        
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