Textile Kunst.
China.
255
durch eine Hohlkehle vermittelt, die mit Drachenzähnen gleich-
sam gespickt ist. Dazu kommt ein eigenthümliehes Tragstein-
system das sich aus den Säulen astartig entwickelt und beinahe
zwingt, in der Säule eine Reminiscenz des Zaunpfahls mit dem
abgestutzten Geäste zu erkennen.
Weniger phantastieh, sondern der realistischen Idee der Be-
kleidung mehr entsprechend ist die Vermittlung dieses Ueber-
gangs durch lambrequinartig geformte Suitixen, die oft an neueren
Werken vorkommt.
Ist somit das Prinzip, das uns hier beschäftigt in der Structur
des Baugerüstes selbst enthalten, so bethätigt es sich noch
ausserdem durch die totale Inkrustation, in welches
alle Theile der tektonischen Struktur gekleidet sind,
obschon hier diese Inkrustation nur in einer reichen Farbendecke
besteht. Die Säulen sind meistens mit dem schönsten Purpur
bedeckt; dagegen ist der Spannriegel öfters blau mit schwarzen
und grünen gemalten Füllungen, auf denen bunte Blumen und
Arabesken abwechselnd mit vergoldeten Motiven, Inschriften und
dergleichen vorkommen. Aehnlich ist der Dachrahmen; die
Sparren oder Dachlatten sind gelb. Die Drachenzähne, die üb-
rigens der alten Zeit angehören, sind golden auf dunklem Grunde.
Golden sind auch die knorrigen Antetixen auf den Dächern.
Die Technik der Holzmalerei, die hiebei angewandt wird, ist
eine Art Laekiren, das in 33 beschrieben wurde. Absichtlieh
wurde dort detaillirter darauf eingegangen, weil manche Prozesse
der antiken Malerei damit verwandt sind.
Nur an wenigen kaiserlichen Palastpavillons sind die Säulen
aus Marmor; doch niemals an officiellen Gebäuden, bei denen die
Vorschrift des Gesetzes hölzerne Säulen Will.
Die Substruktion:
Die meistens einstöckigen Pavillons erhalten erst Ansehen und
Grösse durch die massiven Terrassenbauten, auf denen sie er-
richtet sind. Innerhalb dieser Terrassen, die oft mit Sockeln und
Gesimsen versehen sind, die den römischen gleichen, finden sich
gewölbte Thorwege, die zu anderen Höfen führen. Nur an
diesen Terrassen zeigt sich die Konstruktion unbe-
kleidet. Diesem Prinzipe werden wir in der gesamm-
ten antiken Baukunst wieder begegnen.