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Hauptstück.
Viertes
M a u e r.
Die Wand in solider Ausführung als Mauer kommt auf Vierer-
lei Weise in Betracht, als Umfangsmauer der Höfe, als isolirte
Schirmwand vor den Eingängen der Häuser, als Unterbau und
endlich als Umschliessungsmauer und Scheidungsmauer der be-
deckten Wohnräume.
Bei allen diesen verschiedenen Gattungen kommt der Back-
stein am häufigsten in Anwendung und zwar als Luftziegel oder
gebrannt oder farbig glasirt. Die ersteren beiden haben eine graue
Farbe und werden mit Stuck bekleidet. Die glasirten Ziegel kom-
men nur bei Tempeln und kaiserlichen Anlagen vor. Das Her-
kommen, welches in China alles beherrscht sowie wohl auch die
Rücksicht auf Trockenheit und Salubrität in einem schnell wech-
selnden und feuchten Klima mögen Veranlassung sein, dass man
die Ziegel fast ausschliesslich auch da anwendet, wo Ueberfluss
an den schönsten Bausteinen ist. Auch die Etikette ist dabei
im Spiele, denn nur bei kaiserlichen Palästen und Monumenten
kommt der weisse Marmor in Anwendung, aber nur bei den
Unterbauten und Umfassungswänden der Höfe, aber
nicht als Bekleidung der Wände der eigentlichen Wohnräume.
Das Bindungsmittel ist Mörtel, dessen Bereitung von der
unsrigen nicht wesentlich verschieden ist. Die Farben des
Stuekbewurfes, der nie fehlt, ausgenommen an den
massiven Unterbauten, werden schon dem frischen
Mörtel beigemischt und nicht später als Tünche auf-
getragen. Wenigstens gilt dieses von den Gründen der bunt-
farbigen Wände.
Die Umfangsmauern der Höfe sind gesetzmässig nach dem
Bange des Besitzers in dem dabei angewandten Materiale und
in den Verhältnissen und Ausschmiickungen verschieden.
Die geringste Sorte wird von Lehm mit Kalk vermischt aus-
geführt, sie ist sehr wenig haltbar.
Dann kommen die Luftziegelmauern, die einen grauen Kalk-
putz bekommen. Man bringt Büschel von Reisstroh zwischen
den Fugen an, die aussen heraushangen und dem Putze zum
Halt dienen. Wir werden dieselbe noch jetzt übliche Methode
an den ältesten Werken der Babylonier und Assyrier wiederfinden.
Die Hofmauern der Fürsten sind aus gebrannten Ziegeln mit
einer Plinthe von IIausteinen. Zuweilen ist der Unterbau aus