Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

XYIII 
der Kunst eine wahre Führerin werden, wenn sie aus ihrem gegenwär- 
tigen sondernd kritischen und archäologischen Standpunkte zu dem der 
Vergleichung und der Sygthesis übertritt. 
Die 
Puristen, 
Schematiker 
und 
Zukünftler. 
Die Philosophie will das Schöne seinem Begriffe nach deünirt und 
scharf in seinen UnterbegriHen begrenzt haben, sie macht sich zweitens 
breit mit der Zerlegung des Schönen nach seinen Eigenschaften; wenn 
sie es nun drittens noch zu einer lebendigen Kunstlehre brächte, so wäre 
der ästhetische Theil ihrer Aufgabe erfüllt; an die Stelle der in der 
Kunst herrschend gewordenen Verwirrung und Zersplitterung hätte sie 
Einheit des Trachtens und Harmonie des Vollbringens gesetzt. Es ist 
aber mit der Philosophie in ihrer Anwendung auf Kunst wie mit der 
Mathematik angewandt aufNaturlehre; Letztere kann zwar jede gegebene 
noch so complicirte Funktion differentiiren, aber das Integriren gelingt 
ihr selten, und am wenigsten in solchen Fällen der Physik, bei denen ein 
verwickeltes Durcheinanderwirken von Kräften Statt findet, dessen Gesetz 
zu bestimmen ist.  Aber die Mathematik versucht doch wenigstens 
derartige Integrationen und rechnet sie zu ihren höchsten Aufgaben, wo- 
gegen die Aesthetik von heute ganz ähnliche Aufgaben und Probleme 
der Kunstphysik (um mich der Analogie wegen die zwischen dem Wir- 
ken der Natur und dem der. Kunst Statt findet dieses gewagten Aus- 
druckes zu bedienen) kurzweg von sich abweist und den Standpunkt 
als glücklich überwunden erklärt, auf welchem noch Aesthetiker 
wie Lessing und Rumohr, die wirklich selbst etwas von der Kunst und 
ihrer Praxis (jeder von beiden in seiner Sphäre) wussten und verstanden, 
den Künstler in die Lehre nehmen zu dürfen glaubten. (Zeising, ästh. 
Forschungen, Einleitung Seite 2.) 
 Es ist dem Kunstphilosophen nur noch um die Lösung seines Pro- 
blemes zu thun, das mit dem des Künstlers nichts gemein hat, "dem als 
"Ausgangs- und Zielpunkt seiner Thätigkeit die Erscheinungswelt gilt, 
"während dem Aesthetiker das Erste und das Letzte die Idee ist, die 
"ihm als der Keim und Samen alles Daseienden, als die befruchtende 
„Kraft gilt, welcher alles, auch das Schöne, seine Existenz verdankt etc." l 
Ihm ist der Kunstgenuss Verstandesübung, philosophisches Ergötzen, 
bestehend in dem Zurücktragen des Schönen aus der Erscheinungswelt 
thum welches den Unterschied des Edlen und Gemeinen weniger auffallen 
lülßtä auch ist der Geschmack, der diese Unterschiede wahrnimmt. für diesen 
Stil, wegen der Neuheit seiner Wiederaufnahme, noch ziemlich unempfänglich. 
1 Zeising A. F. Einleitung.
	        
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