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ITauptstiick.
Viertes
gewinnung und ferneren Sicherstellung des übcrschwvemmten Lan-
des in so früher Zeit unter dem Kaiser Chun durch Ju, seinen
Minister und Nachfolger ausgeführt wurden.
Die Kaiser Jao, Chun und Ju sind die grossen Gesetzgeber
und Vorbilder Chinas. Unaufhörlich wiesen die Philosophen des
Landes auf die goldenen Zeiten und die Tugenden dieser Monar-
chen hin. Jede Wiedergeburt des chinesischen Volkslebens be-
zieht sich auf die Wiederherstellung der goldenen Zeit der Dy-
nastie Hia. In der That hat die Geschichte Grösseres nicht auf-
zuweisen, als was diese drei Begründer des chinesischen Staats
in drei Menschenaltern vollendeten.
Aber die Natur lässt sich nicht ungestraft zwingen! Durch
das Ausserordentliche der Umstände und das Genie dieser grossen
Staatengründer wurde der chinesische Volksorganismus in seiner
frühesten Jugend einer Treibhauspßege ausgesetzt und partiell
zu früher Reife gefördert, Während andere Elemente der Civili-
sation stehen blieben. Ein früher Verfall rief die antiquarisch-
politische Partei ins Leben, Welche während 45 Jahrhunderten,
bis zu heute nämlich, mit kurzen Intervallen das Chinesische
Reich beherrschte. Durch sie sollte der alte Zustand des goldenen
Zeitalters der Hia für immer befestigt werden, in der That aber
wurde durch sie dem Volke die Kraft des geistigen Wachsens und
Zeugens benommen. So blieben Kastratenzüge, welche spuekhaft
jugendlich durch Runzeln blicken, das Erbtheil der chinesischen
Volksphysionomie.
Es bleibt einer anderen Stelle dieses Buchs vorbehalten den
allgemeinen Charakter der chinesischen Architektur aus diesen
und andern Zuständen des Landes zu entwickeln. Er bildet wie
diese ein Gemisch von Raffinirtheit und ursprünglicher Naivetät,
und in letzterer Beziehung gebührt ihm diese frühe Stelle in der
Reihe der Betrachtungen die uns hier beschäftigen. Wenn aueh
in vielen Theilen durch Späteres und Spätestes getrübt und gefälscht,
hat sich dennoch hier in China ein uraltes Prinzip des Bauens
bis auf den heutigen Tag gleichsam lebendig erhalten, (wenn näm-
lich einem Unorganischen ein metaphorisches Leben geliehen wer-
den darf,) das über den materiellen Ursprung mancher Eigenthüm-
liehkeiten selbst der hellenischen Architektur Aufschluss gibt und
sie erklärt. So tritt uns hier z. B. eine Technik der Wandbereitung
noch thätig functionirend entgegen, die an den Ueberresten der