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ruseeland
und
Polynesien
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fangen bis zu ihrer äusserstcn Verfeinerung vertreten, und man
hatte Gelegenheit wahrzunehmen, wie diese Künste bei fast allen
diesen Völkern zuerst sehr rasche Fortschritte gemacht hatten und
darauf vielleicht für Jahrtausende stille standen. Dabei glaubt man
zu erkennen, wie dieser Stillstand in den Fortschritten der tech-
nischen Künste mit einer Verknöcherung der Civilisation zu einer
bestimmten Form zusammengcfallen sein musste, die zuweilen in
einer Art vonrArchitektur und monumentaler Kunst ihren Ausdruck
fand; letztere entspricht dann dem Standpunkte der technischen
Künste und unter ihnen besonders der Mutterkunst, der Textrin,
zu der Zeit wie dieser Moment in dem Völkerleben eintrat, und
gibt ihn in ihrer symbolischen Formensprache Wieder.
Dieser Punkt des Stillstandes ist bei dem einen Volke früher
bei dem andern später, d. h. bei vorgerückterer industrieller Bil-
dung, eingetreten, bei allen aber zeigt sich dieselbe Abhängigkeit
aller bildenden Künste von der Textrin.
Unter den Erscheinungen die darauf hindeuteten, war mir
keine so auffallend wie das Bauwesen der Neuseeländer, das sich
wirklich zu einer Art von monumentaler Kunst erhoben hat dessen
Basis und materieller Hintergrund das ursprüngliche Zaungeilecht
in seinem reinsten und ungemischtesten Wesen ist. Die Baukunst
übernahm dieses Motiv hier so unmittelbar aus den Händen der
Natur wie dieses bei keinem andern Volke sich nachweisen lässt.
Das Zaungeflecht als Befestigung und Ümfriedigung der Dörfer
(Pahä) bildet bei den kriegerischen Neuseeländern das Grund-
motiv aller baulichen Einrichtungen. Solche nach allen Regeln
der Befestigung auf steilen Hügeln angelegte Gehege sind mit
einem breiten und tiefen Graben umgeben; der Zaun der hinter
demselben als Brustwehr dient ist mit Ausfallsthoren versehen,
wozu man nur auf Irrgängen gelangt auf denen der Gegner noth-
wendig sich den Geschossen der Vertheidiger blosstellen muss.
Im Inneren des Geheges sind kleinere Gehege die wieder
nach denselben Grundsätzen angelegt sind und als Forts inner-
halb der Hauptmauer sich selbständig halten können. Nach dem-
selben Prinzip ist zuletzt das einzelne Familienhaus befestigt,
immer so, dass die Seiten der Umfriedigungen und ihre Zugänge
flankirt und bestrichen werden können. Der Zaun selbst besteht
aus starken eingerammten Pfählen zwischen denen Zweige ein-
geilochten sind, die Pfähle aber sind an gewissen Stellen