Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Vie 
rtes 
Hauptstück. 
folge für so wichtig dass ich darauf noch durch ein erlau- 
terndes Beispiel besonders hinweisen zu müssen glaube. Ein 
solches bietet die statuarische Kunst der Hellenen am schieklieh- 
sten dar, da sich der Stufengang ihrer stofflichen Entwicklung 
so ziemlich deutlich verfolgen lasst. 
Wahrscheinlich geben die mit wirklichen Gewändern festlich 
bekleideten Holzidole, (ömfäala, Eöava) das älteste Motiv der sta- 
tuarisehen Kunst, die sich nach diesem Vorbilde 1 vielleicht am 
frühsten in monumentaler Weise an Bronzebildern bekundet. 
Die ursprünglichste Bronzestatue besteht aus einem mit Metall- 
bleeh umkleideten Kerne.  Die Technik die dabei in Anwen- 
dung kommt, heisst Empaistik (ämroumanvi räpry), Inkrustations- 
arbeit, Plattirarbeit. (Doublure, placage.) Die frühesten Kolossal- 
statuen der Assyrier und Babylonier, wie sie uns Herodot, Dio- 
dor und Strabo beschreiben, waren dieser Art, Hinwendig nichts 
denn Laimen (oder Holz) und auswendig ehern," wie der B91 
zu Babel. 2 Ganz so sind auch verschiedene Stücke getriebencr 
Arbeit aus Ninive, Stierfüsse und andere Fragmente alt-assyri- 
scher Empaistik, die das brittische Museum durch Austin Layard 
erworben hat. Inwendig Holz, Lehm oder eine bituminöse Masse, 
auswendig ein dünner Erzüberzug. 3 Als Weiterbildung dieser Tech- 
nik kann die hohle getriebene Arbeit gelten die die Alten Sphyl-Q- 
laben nannten, ouvrage au repousse, und so tritt sie uns an den 
frühesten Bronzebildwerken der Hellenen entgegen. Alle im 
Homer erwähnten Metallarbeiten, allegjene für das hohe griechi- 
sche Alterthum charakteristischen Kolosse aus Erz von denen 
wir Kunde haben, waren getrieben, hohl und aus Stücken zu- 
sammengeniethet. Erst später wurde das Löthen erfunden oder 
vielmehr, wie die meisten anderen Erfindungen in den Künsten 
der Griechen, den Völkern älterer Kultur abgeborgt und auf 
Statuen angewandt. Pausanias beschreibt das mit Nägeln zu- 
1 Also auch hier dasselbe Grundmotiv als Ausgang: die Bekleidung im 
eigentlichen Sinne des Ausdrucks. 
2 Vom Bel zu Babel Vers 6.  
3 vde. Homer Odyss. III. 425-26, wo Nester den Goldtreiber Laärtes be- 
auftragt, die Hörner des Opferstiers mit Goldblech zu überziehen. Vergl. Ju- 
piter Olympien, S. 160. Der bituminöse Kern war auch den Toreuten der 
Renaissance der nachgiebige Grund, worauf sie ihre getriebene Arbeit häm- 
merten. Benvenuto Cellini beschreibt dieses Verfahren in seiner Abhandlung 
über Goldschmiedskunst.
	        
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