Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Stoffe 
Beniitzung bei 
bildlicher 
monumcntalen Zwecken. 
Dass die Technik, welche seit den frühesten Erinnerungen 
des Menschengeschlechts zu Raumesabschlüssen vorzugsweise in 
Anwendung kam und die "noch immer gleiche Zwecke erfiillt 
wo jenen frühesten Zuständen der Gesellschaft ähnliche Verhält- 
nisse fortbestehen oder eintreten, die Technik von Welcher die 
verhüllte, d. h. von aller materiellen und äusserlich demonstrativen Kundgebung 
seines ausserbildliehen religiös-symbolischen Wesens befreite. Daher treten 
seine Götter uns entgegen, begeistern sie uns, einzeln und im Zusammenwirken, 
zunächst und_vor allen Dingen als Ausdrücke des rein menschlich Schönen 
und Grossen. „Was war ihm Hekuba?" Aus demselben Grunde konnte auch 
das Drama nnreim Beginnen und auf dem höchsten Gipfel der steigenden 
Bildung eines Volks Bedeutung haben. Die ältesten Vasenhilder geben uns 
Begriffe von den frühen materiellen Maskenspielen der Hellenen -v in ver- 
geistigter Weise, gleich jenen steinernen Dramen des Phidias, wird durch 
Aeschylos, Sophokles, Euripides, gleichzeitig durch Aristophanes und die ühri- 
gen Komiker das irralte Maskenspiel wieder aufgenommen, wird das Pro- 
skenion zum Rahmen des Bildes eines grossartigen Stückes Menschengeschichte, 
die nicht irgendwo einmal passirt ist, sondern die überall sich ereignet, so 
lange Menschcnherzen schlagen. „Was war ihnen Hekuba  Maskenlaune 
athmet in Shakespears Dramen; Maskenlaune und Kerzenduft, Karnevalsstim- 
mung, (die wahrlich nicht immer lustig ist,) tritt uns in Mozarts Don Juan 
entgegen; denn auch die Musik bedarf dieses Wirklichkeit vernichtenden 
Mittels, auch dem Musiker ist Hckuba nichts,  oder sollte sie es sein. 
Das Maskiren aber hilft nichts, wo hinter der Maske die Sache im- 
richtig ist oder die Maske nichts taugt; damit der Stoff, der unentbehr- 
liche, in dem gemeinten Sinne vollständig in dem Kunstgebilde vernichtet sei, 
ist noch vor allem dessen vollständige Bemeisterung vorher nothwendig. Nur 
vollkommen technische Vollendung, wohl verstandene richtige Behandlung des 
Stoffs nach seinen Eigenschaften, vor allem aber Berücksichtigung dieser 
letzteren bei der Formengebung selbst, können den Stoff vergessen machen, 
können das Kunstgebilde von ihm ganz befreien, können sogar ein einfaches 
Naturgemälde zum hohen Kunstwerk erheben. Diess sind zum Theil Punkte, 
worin des Künstlers Aesthetik von den Symbolikern und auch von den Idea- 
listen nichts WiSSßn Will, gegen deren gefährliche Doctrinen Rumohr, der jetzt 
von unsern Aesthetikern und Kuustgelehrten nicht mehr genannte Rumohr, 
mit Recht in seinen Schriften zu Felde zog. 
Wie auch die griechische Baukunst das Gesagte rechtfertige, wie in ihr 
das Prinzip vorwalte das ich anzudeuten versuchte, wonach das Kunstwerk 
in der Anschauung die Mittel und den Stoff vergessen macht womit und wo- 
durch es erscheint und wirkt, und sich selbst als Form genügt, dieses nach- 
zuweisen ist die schwierigste Aufgabe der Stillehre. 
Vergl. Lessing, Hamburg. Dramaturgie 21stes Stück und passim-
	        
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