Textile
Kunst.
Prinzip der Bekleidung
Das
in
der Baukunst.
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nungen verrichten, und selbst wo die soliden Mauern nothwendig
werden bleiben diese doch nur das innere und ungesehene Ge-
rüst der wahren und legitimen Repräsentanten. der räumlichen
Idee, nämlich der mehr oder minder künstlich gewirkten und zu-
sammengenähten textilen Wände.
Hier tritt nun wieder der bemerkenswcrthe Fall ein, dass die
Lautsprache der Urgeschichte der Künste zur Hiilfe dient und
die Symbole der Formensprache in ihrem primitiven Auftreten
verdeutlicht, die Aeehtheit der Auslegung die ihnen gegeben wird
bestätigt. In allen germanischen Sprachen erinnert das Wort
Wand, (mit Gewand" von gleicher Wurzel und gleicher Grund.-
bedeutungy) direkt an den alten Ursprung und den Typus des
s i e h tb a re n Raumesabschlusses.
Eben so sind Decke, Bekleidung, Schranke, Zaun, (gleich mit
Saum,) und viele andere technische Ausdrücke nicht etwa spät
auf das Bauwesen angewandte Symbole der Sprache, sondern
sichere Hindeutungen des textilen Ursprungs dieser Bautheile.
Alles Vorhergehende bezog sich nur auf vorarehitektonisehe
Zustände deren praktisches Interesse für die Geschichte der Kunst
zweifelhaft sein mag, es fragt sich nun was aus unserem Beklei-
dungsprinzipe wurde, nachdem das Mysterium der Transfiguration
des an sich ganz materiellen struktiv technischen Vorwurfs, den
die Behausung bot, in die monumentale Form vollendet war und
die eigentliche Baukunst daraus hervorging. Es ist hier noch
nicht der Ort auf das Wie des Entstehens monumentaler Archi-
tektur, eine Frage von höchster Wichtigkeit, tiefer einzugehen;
jedoch kann es dazu dienen manche Erscheinungen der ältesten
Monumentalgeschichte auf die ich sogleich kommen werde leichter
verständlich zu machen, indem ich hier vorläufig darauf hinweise,
wie der Wille irgend einen feierlichen Akt, eine Relligio, ein welt-
historisches Ereigniss, eine Haupt- und Staatsaktion, kommemorativ
zu verewigen noch immer die äussere Veranlassung zu monumen-
talen Unternehmungen gibt, und wie nichts im Wege liegt anzu-
nehmen, wie es sogar unzweifelhaft fest steht, dass auf ganz ana-
loge Weise den ersten Begründern einer monumentalen Kunst,
die immer eine bereits vorhergegangene verhältnissmässig hohe
Kultur und sogar Luxus voraussetzt, der Gedanke daran durch
ähnliche Festfeicrn gekommen sei. Der Festapparzttus, das
improvisirte Gerüst, mit allem (ieprängc und Beiwcrke welches