Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Viertes 
Hauptstück. 
verbundenen und verlloehtenen Zaun erkennen, dessen Vollen- 
dung eine Technik erfordert, die gleichsam die Natur dem Men- 
schen in die Hand legt. 
Von dem Flechten der Zweige ist der Uebergang zu dem 
Flechten des Bastes zu ähnlichen wohnlichen Zwecken leicht und 
natürlich. 
Von da kam man auf die Erfindung des Webens, zuerst mit 
Grashalmen oder natürlichen Pflanzenfasern, hernach mit gespon- 
nenen Fäden aus vegetabilischen oder thierisehen Stoffen. Die 
Verschiedenheiten der natürlichen Farben der. Halme veranlassten 
bald ihre Benützung nach abwechselnder Ordnung und so ent- 
stand das Muster. Bald überbot man diese natürlichen Hülfs- 
mittel der Kunst durch künstliche Vorbereitung des Stoffs, das 
Färben und die Wirkerei der bunten Teppiche zu Wandbe- 
kleidungen, Fussdeeken und Schirmdäehern wurde erfunden. 
Wie nun der allmäliche Entwicklungsgang dieser Erfindun- 
gen sein mochte, 0b so oder anders, worauf es hier wenig an- 
kommt, so bleibt gewiss dass die Benützung grober Gewebe, 
vom Pferch ausgehend, als ein Mittel das „hom e", das Innen- 
leben, von dem Aussenleben zu trennen und als formale Ge- 
staltung der Raumesidee, sicher der noch so einfach konstruirten 
Wand aus Stein oder irgend einem anderen Stoffe voranging. 
Die Gerüste welche dienen diese Raumesabsehlüsse zu halten, 
zu befestigen und zu tragen sind Erfordernisse die mit Raum 
und Raumesabtheilung unmittelbar nichts zu thun haben. 
Sie sind der ursprünglichen architektonischen Idee fremd und zu- 
nächst keine formenbestimmenden Elemente. 
Dasselbe gilt. von den konstruirten Mauern aus ungebrannten 
Ziegeln, Stein oder irgend sonstigem Baustoffe, die alle ihrer 
Natur und Bestimmung nach in durchaus keiner Beziehung zu 
dem räumlichen Begriffe stehen, sondern der Befestigung und Ver- 
theidigung wegen gemacht wurden, die Dauer des Abschlusses sichern 
oder als Stützen und Träger für obere Raumesabschlüsse, für Vor- 
räthe und sonstige Belastungen dienen sollten, kurz deren Zweck der 
ursprünglichen Idee, nämlich der des Raumesabschlusses, fremd ist. 
Dabei ist es höchst Wichtig zu beobachten dass, wo immer 
diese sekundären Motive nicht vorhanden sind, gewebte Stoffe fast 
überall und vorzüglich in den südlichen und warmen Ländern 
ihre alte ursprüngliche Bestimmung als ostensible Raumestren-
	        
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