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Ausführbarkeit, der zweifelhaften Einträglichkeit, der Auslagekosten, oder
dergleichen äussert.
Dazu kommt die drückende Stellung solcher technischen Künstler,
erstens gegenüber der kunstakademischen Hierarchie, die sie zu-
rücksetzt, zweitens gegenüber der Firma, die die Ehren des Erfolgs für
sich allein in Anspruch nimmt und aus Eifersucht des Künstlers Namen
selten oder niemals nennt, der doch das Werk hervorbrachte, oder we-
nigstens die geistige Arbeit dazu lieferte, drittens dem Publikum ge-
genüber, das die Vorurthoile der Akademie theilt und den sogenannten
dekorativen Künsten wenig Ehre zollt.
Von Zeit zu Zeit war es der Fall dass solche die sich zur hohen
Kunst bekennen, Maler, Architekten und Bildhauer von Namen, berufen
wurden sich bei der Kunstindustrie zu betheiligen, wie z. B. Wedgwoods
berühmte Fayenqen zum Theil nach Flaxmanns Modellen und Zeichnungen
entstanden sind. Auch in der Poreellanmanufactur zu Sevres sind Künstler
von Bedeutung beschäftigt, die sich von dem Einilusse der Mode und der
Rücksicht auf Absatz einigermassen frei halten. Allein diesem Ein-
flusse von der Höhe der akademischen Kunst herab fehlt nicht selten
der praktische Boden, denn der geschickte geniale Zeichner und Model-
leur ist weder Erzarbeiter, noch Töpfer, noch Teppichwirker, noch Gold-
schmied, wie diess öfter der Fall war ehe die Akademien die Künste
isolirten. S0 werden denn oft die nach den Angaben dieser Männer
ausgeführten Erzeugnisse, weil die Leistung hinter der Intention
zurüekbleibt und dem Stoff Gewalt geschieht, damit des Künstlers Ab-
sicht, die ihm Unausführbares zumuthet, halbweg erfüllt werde, ihrem
anspruchvollcn Auftreten nicht entsprechen, wenig zu der Hebung der
industriellen Künste beitragen.
Mit der Baukunst als solcher ist es ungefähr dasselbe, seitdem die
Spekulation und die Mechanik sich auch ihrer bemächtigten, wie sie die
technischen Künste unter sich brachten. Der Architekt ist des Oeftern
nur I10Ch unmassgcblicher Geschmaeksrath, hat von der Ausführung 1
Weder Ehre noch Vortheil zu erwarten.
Wenn sich der indirekte Einfluss der Wissenschaft auf die Gestal-
tung unserer modernen Kunstzustände auf die angedeutete Weise kund
gibt, so befßSSt sie sich zugleich mehr als je vorher der Fall War mit
der Kunst als ihrem eigentlichen Objekte. Der in täglich sich mehren-
den Schriften und illustrirten Werken über Kunst und alles darauf
' Das Konkurrenzwesen, wie es jetzt überall eingerissen ist, leistet dieser
unseligen Trennung der Architektur als Kunst von der ausübenden Praxis den
grössten Vorschub und ist (in seiner jetzt bestehenden Modalität wenigstens)
eins der thätigsten Agentien des Verfalls.