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Kunst.
Kleiderwesen
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und vor der Entdeckung Ninives geschrieben wurden steigert
ihr Verdienst, schwächt nur Wenig das Gewicht ihres Inhalts.
Seitdem haben Spezialforschungen die besonders auf dem Ge-
biete des mittelalterlichen Trachtenwesens thätig waren, in der
neuesten Zeit auch die genauere Kenntniss der Monumente und der
Kulturgeschichte Aegyptens, vornehmlich aber die assyrischen und
babylonischen Alterthümer, verbunden mit den umfassenden Wer-
ken über Persien, den Gesichtskreis der Kostümkunde bedeutend
erweitert. Mit Benützung aller dieser neuen Hülfsquellen der For-
schung hat Herr Hermann Weiss in Berlin ein Handbuch der Ge-
schichte der Trachten, des Baues und Geräthes von den frühesten
Zeiten bis auf die Gegenwart herauszugeben angefangen, dessen
Anlage eine "geschickte Benutzung des allerdings gut vorbereiteten
Stoffs verräth, obschon ich seinen Plan für zu timtassend halte und
meine dass er das Bauen als eine mehr den schönen Künsten als
der Schneiderei zuzurechnende Aeusserung des nationalen Lebens
hätte füglich aus demselben aussehliessen können. Ich Werde das
Entgegengesetzte thun und, in Betracht der grossen Schwierigkeit
einen so umfassenden Plan wie den dieser Schrift in allen seinen
Rubriken angemessen auszufüllen, die Kunstbethätigungen der Völ-
ker hauptsächlich nur in ihren Beziehungen zu der Baukunst und
nur mit Rücksicht auf bestimmte Stilgesetze die durch sie erklärt
werden in den Bereich derselben einschliessen, und somit für die
wichtige Rubrik die uns jetzt beschäftigt den oben bezeichneten Aus-
weg Wahlen, nämlich meine Ideen über das Kostümwesen der kunst-
übenden Völker des Alterthums und der christlichen Zeitrechnung
in die allgemeinen Betrachtungen über den Stil ihrer Baukunst ver-
flechten. Ich beschränke mich daher hier mit Hinweis auf das
genannte Buch, das auch darin grosses Verdienst hat dass es die
Quellen der Forschung über diesen Gegenstand angibt, auf einige
den Stil der Kleidung im Allgemeinen betreffende Bemerkungen,
wozu ich zum Theil durch einzelne Stellen des bereits veröffent-
lichten Theiles der Schrift des Herrn W eiss veranlasst wurde.
Gegensatz
der
freien
g. .58.
griechischen Drapcrie
den
'l'rachten
der
Barbaren.
Vieles Falsche liegt in unserer neuesten Richtung der Histo-
rienmalerei, aber unter allem Falschen das Falscheste ist das
an sich verwerfliche Suchen nach Knstiirnfreuo bei historischen