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Hauptstück.
Viertes
iiindenen und wunderbar klingenden Ortsnamen hin womit die
schwiilstigen und sattsam langweiligen Schilderungen der Gewän-
derpracht die bei Aufzügen und ritterlichen Festen entwickelt
wurde in den alten Dichtungen ausgespickt sind. Aber auch
griechische und spanische Städte, unter diesen Almeria, der Haupt-
sitz der spanisch-arabischen Seidenarbeiten, geben gewissen Pfellel-
arten den Namen. Zuletzt wird auch schon sehr früh der Pfellel
aus Arras gerühmt. Der französische Name für diesen Steif,
satin (vielleicht mit blattin eins), scheint zuerst im 16. Jahrhundert
vorzukommen. Bei dem Einzuge Franz "des Ersten zu Lyon im
Jahre 1515 war die ganze Bürgerschaft in Seide gekleidet. Die
Rathsherrn trugen Leibröcke von Damast und karmoisinrothe in
Satin. Dem Zuge voran schritten die Lucchesen in Kostüms
von schwarzem Damast, ihnen folgten die Florentiner in rothem
Sammt, dann zuletzt die Lyoner Bürger in weissem Tuch, öammt
und weissem Satinß
Vor allen berühmt war der Satin de Bruges, dessen sehr häufige
und rühmliche Erwähnung geschieht und der in den Inventarien
der Kirchenschätze und in Staatsrechnungen aus dieser Zeit oft.
genannt wird. 2
Der Atlas gestattet mehr als jeder andere Seidenstoff die
feurigste und lebhafteste Färbung und den grellsten Kontrast in
der Nebenstellung anderer Farbentöne. Denn das reflektirte
Licht welches von der metallähnlichen Oberiiäche dieses Stoffs
zurückgeworfen wird erscheint als Weiss, wogegen die Tiefen der
scharf kontourirten eckigen Falten stets dunkel, beinahe schwarz
sind, gerade wie diess bei dem Metalle der B'all ist, somit tritt
ein mildernder Dreiklang hervor, da die Lokalfarbe stets von
Weiss und Schwarz so zu sagen in die Mitte genommen wird.
Zugleich spiegelt der Atlas die nebengestellten Farben unter allen
Stoffen am lebhaftesten und entschiedensten zurück, so dass durch
den Reflex so zu sagen eine Brücke gebaut wird die den schroff-
sten Farbenabstand vermittelt. Hieraus folgert sich aber n0th-
wendig als Regel, ihm nur solche Farben zu juxtaponiren die
mit der Farbe des Atlas im Reflexe vermischt und verschmolzen
' Ich habe diese Stelle der Schrift von Bock entnommen,
tion des entröes sollennelles dans 1a ville de Lyon" (1752. 4.
Bück, Seite 76.
2 Vergl. Bock an der citirten Stelle.
der eine
p. 6) citi rt.
,Räla-
Siehe