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Hauptstück.
Drittes
der besonderen Behandlungsweise, die sie erforderten und des
speziellen Zweckes, dem sie am besten entsprachen, basirt war.
Es geht auch aus diesem Kapitel des Plinius klar hervor, dass
die berühmten gestickten babylonischen und die nicht minder
berühmten vielfädig gewirkten alexandrinischen Stoffe, so gut
wie die phrygischen golddurchstickten sogenannten Attalischen
Teppiche und Gewänder Wollenz enge und keine Seide waren
Eine der köstlichsten Eigenschaften der Wolle ist ferner ihre
Empfänglichkeit für farbende Stoffe und die tiefe Sättigung durch
Farben, deren sie fähig ist. Vermöge der velutirten und doch zu-
gleich natürlich glänzenden Oberfläche der Wolle, die immer etwas
organisch Durehscheinendes behält, welches weder dem Flachs noch
der Baumwolle noch selbst der Seide eigen ist, erscheint selbst die
dunkelste Tinktur, womit sie gefärbt ist, noch immer als Farbe,
nicht als unbestimmtes Schwarz und nicht minder günstig ist
sie für die Aufnahme heller und leuchtender Farben. Diese er.
scheinen niemals opak und gleichsam aufgesetzt, wie bei der Baum-
wolle, sondern transparent und identificirt mit dem Stoffe, der
durch sie gänzlich durchdrungen ist. Wir sollen diese herrlichen
Eigenschaften der Wolle in vollem Maase ausbeuten, aber dabei
jenen Stil beobachten, den noch jetzt die Orientalen, die Inder,
Perser und Araber, selbst die Türken befolgen, obschon sich
darin sicher nur eine schwache Reminiscenz an die unendlich
überlegene Technik der Alten kund gibt. Ein positives Gesetz
des Stiles in Beziehung auf Coloration der wollenen buntfarbigen
Stoffe, welches den Gegensatz gegen das Colorationsgesetz der
linnenen (und obschon minder entschieden auch gegen das der baum-
wollenen) Stoffe bildet, scheint aus der Vergleichung der bessten
orientalischen polychromen Wollenstoffe gefolgert werden zu dürfen,
nämlich dass dem warmen Charakter und dem vollen Faltenwurfe
der Wolle entsprechend auch das polyehrome System, wel-
ches fiir ein beliebiges Muster in diesem Stoff ge-
wählt wird, in der Regel ein positives, warmes sein
müsse, dass es in gesättigten vollen und gehaltenen
Farbentönen sich zu bewege-n hab e. Selbst die auf den
Wandbildern dargestellten Zeuge der Aegypter lassen sich da-
durch leicht in Beziehung auf ihren Stoff? unterscheiden und er-
kennen, dass die Wollenstoffe unfehlbar immer mit tieferen,
volleren und wärmeren Farben colorirt erscheinen, die Linnen-