Textile
Kunst.
StoiTe.
Die Lacke.
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W. Redgrave hat zu seinem oben erwähnten Report etc. mehrere
Beispiele solcher gewöhnlicher Indischer Lackarbeiten gegeben,
die ich hier beifügeß Er bemerkt dazu Folgendes: „Die rein
ornamentale Behandlung der Formen und ihre eleganten fliessen-
den Conturen verbunden mit der angenehmen Vertheilung von
Gold und Farbe auf den Oberiiächen geben Anweisung, Reich-
thum ohne Buntheit zu entwickeln, eine Lehre, die sich unsere
Lackirer und Papiermachemanufakturisten zu Herzen nehmen
sollen. Zudem muss man bedenken, dass diese Waare von der
gewöhnlichsten und billigsten Art ist, woraus hervorgeht, dass ge-
meine Formen und schlechte Verzierungen nicht nothwendig mit
billiger Produktion verbunden sind."
Holz und Papiermache, sowie alle dem ähnlichen lackirten
Stoffe, haben gemein, dass bei ihnen alle zu scharfen Ecken zu
vermeiden sind, wegen der Sprödigkeit des Lacks, der an den
Ecken am leichtesten abspringt. Jeder Lackstil verlangt da-
her abgerundete nicht zu scharfkantige Formen und
hält zugleich dasGrunderforderniss des Flachen fest.
Im Vergleich mit der Emaillirkunst, mit welcher diese Technik
sonst sehr verwandt ist, bietet die Lackmanufaktur mehr Freiheit,
da der Lack nicht eingebrannt zu werden braucht. Man weiss
wie grosse Stilschwierigkeiten der Prozess des Brennens und die
damit verbundenen Vorarbeiten in Bezug auf Ornamentation,
Farbenbenützung etc. herbeiführen. Diesen Vorzug soll die Lack-
manufaktur an sich erkennen und ausbeuten, denn es genügt
nicht, die engsten Grenzen des Stils zu kennen und sich in
diesen beschränkten Kreisen zu halten, man verlangt an einem
edel stilisirten und charakteristischen Werke," dass es auch sich
entfesselter zeige, wo ihm materielle oder technische Schranken
keinen Zwang entgegenstellen.
Ich komme nochmals darauf zurück , dass die Papier-
maohefabrikation ihre ganz besonderen Stilbedingnngen zu er-
füllen hat, durch welche sie sich wesentlich sowohl von der
Holzarbeit wie von der Kautschukarbeit unterscheidet. Es erhält
nämlich die Pappe oder jede dem aufgeweichten Papier ähnliche
Masse, wie sie zu den Papiermachefabrikaten angewendet wird,
nur dadurch die nöthige Consistenz und Festigkeit, dass man
gewölbte und geschweifte Formen wählt und jede zu ausgedehnte
Siehe Farbendruck-Tafel X.