Textile Kunst.
Steife.
Kautschuk.
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ein Vorbild für den Menschen in der Bereitung seiner künstlichen
Decken. Der natürliche Schutz der Organismen besteht entweder
in einem kontinuirlichen dem Wasser undurchdringlichen und
auch sonstigen äusseren Einwirkungen einen gewissen Widerstand
entgegensetzenden Hautsysteme, wie bei den Pflanzen, bei
vielen Bewohnern der Gewässer, z. B. den Delphinen, Walllischen,
Aalen u. dgL, auch bei manchen Landthieren und dem Menschen,
oder er besteht in einem Schuppen systeme, das sich bei vielen
Pflanzenbildungen so wie bei den meisten Fischen (und zwar bei
ihnen am cntsehiedensten) ausspricht, das auch dem Gefieder der
Vögel zum Grunde liegt, und worauf in letzter Instanz auch das
Pelzwerk der haarigen Thiere zurückgeführt werden muss.
Bisher hatten wir keinen Stoff gefunden, der für die äussere
Bedeckung und die Bedachung unserer Häuser nach dem zuerst
genannten Prinzipe die nöthige Dichtigkeit und Geschmeidigkeit
böte. Der Mörtelbewurf besitzt zwar viele Eigenschaften, die ihn
dazu befähigen, ist aber wenigstens für Dachbekleidungen nach
dem Prinzipe der Flächenkontinuität inlunserem Klima nicht völlig
genügend. (Von ihm wird im Folgenden geredet werden.) Eben
so wenig entsprach bis jetzt die Asphaltbekleidung den Erwar-
tungen, die man in dieser Beziehung von derselben gehegt hatte.
Von dem Kautschuk und den noch zu erfindenden billigeren
Ersatzen für ihn, versprechen sich manche auch hier eine Umwäl-
zung in der Technik des Häuserbauens und in Folge dessen in
dem Stile der Baukunst, so weit dieser von dem Materiellen ab-
hängig bleibt, wobei die Irnbrikationen unserer Dächer, ja letz-
tere selbst, nicht mehr materielle, sondern nur noch historische
Stilberechtigung behielten. Doch zweilie ich, dass das System
der Flächenkontinuität bei äusseren Bedaehungen jemals das uralte
Schuppensystem gänzlich beseitigen werde, da dieses, ausser
dem Vorrechte der Kunsttradition, auch unbestrittene materielle
Vorzüge vor dem anderen behält, worunter die Leichtigkeit, wo-
mit sich Schuppendächer repariren lassen, vor allen zu erwägen
ist. Da das Schuppendach von Anfang her aus Stücken besteht,
braucht es nämlich bei Reparaturen nicht geflickt Z u werden,
wie diess bei kontinuirlichen Decken nothwendig wird.