Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Textile Kunst. 
Stoffe. 
Kautschuk. 
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ten Ausstellung. vielleicht sogar ein entgegengesetztes Ueberschrei- 
ten der Stilgerechtigkeit, weil sie selbst für Schmuckkästchen und 
dergleichen Prachtgegenstände aus diesem Stoffe, die glatten, jeg- 
licher plastischen Zierde baaren Oberflächen verwalten liessen, 
die dann mit mässig gehaltenen silbernen und goldenen Beschlägen 
garnirt wurden; also der Stoff erhält erst durch fremde Zuthat 
seinen ornamentalen Schmuck, er selbst macht sich nur geltend 
durch die ausserordentlichex Gleichartigkeit seiner Masse, durch sein 
mildes Schwarz, durch die tadellose Glätte seiner polirten Ober- 
fläche, endlich durch seine Solidität und Inalterabilität, die sich 
äusserlich durch Formeneinfachheit kundgibt und gleichsam sym- 
bolisirt. 
Der Fortschritt ist hier nicht zu verkennen, dennoch nimmt 
man zugleich wahr, wie die Neuheit der Eigenschaften, die der 
Erfindungsgeist Goodyears zuletzt aus diesem Stoffe heraus- 
zulocken gewusst hat, nämlich dessen feste, hornartige Textur, 
auf diesen Umschlag in der ästhetischen Behandlung des Stoffes 
eingewirkt hat. Man hatte nur noch die einzige zuletzt entdeckte 
Qualität des Stoffes im Auge und diese ward massgebend für den 
ganzen Bereich der Technik, in welcher er doch auf das Ver- 
sohiedenseitigste benützt wird. 
So viel ich weiss, werden viele Gegenstände, bei welchen der 
Kautschuk in verhärtetem Zustande angewendet wird, in Formen 
gepresst oder auch gegossen. Keine Formprocedur aber ist so 
vollkommen, dass gewisse Formfehler,Nähte und dergleichen an- 
dere Unvollkommenheiten des Produktes ganz zu vermeiden 
wären; andererseits gestattet das Formen grossen Reichthum der 
Verzierung ohne Mehrkosten, mit Ausnahme der ersten Auslagen 
für die Form, und dieser Reichthum der Flächenvenzierung kann 
benützt werden, um die auf einer ganz ebenen Fläche so leicht 
bemerkbaren Formfehler zu verstecken und zu verkleiden. Eine 
gemusterte Oberfläche, etwa nach dem Prinzipe der aus ganz 
ähnlichen technischen Rücksichten hervorgegangenen schönen ge- 
formten Henry II. Vasen (s. Keramik, unter der Rubrik Fayence) 
ist daher für einen gewissen Theil dieser Gegenstände keineswegs 
stilwidrig und lässt sich desshalb unter Umständen wohl mit 
Recht jene gesuchte Simplicität in der Behandlung derselben, von 
der oben die Rede war, als eine Verirrung des Geschmackes nach 
einer der früheren entgegengesetzten Richtung hin bezeichnen.
	        
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