Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Hauptstück. 
Viertes 
schinen. Aus diesen Scheiben macht man Röhren iiir chemische 
und andere Zwecke, indem man die beiden Randflächen schräg 
aneinander löthet, auch verwendet man sie anderweitig auf das Viel- 
seitigste. Aber die natürlichen Eigenschaften des Kautschuk er- 
leiden unter diesen Manipulationen bedeutenden Abbruch, (so z. B. 
ist das so zubereitete sogenannte gereinigte Federharz zum Ab- 
reiben beim Zeichnen fast nicht mehr zu gebrauchen, da es schnell 
erweicht und auch bröckelt) ohne dass die Uebelstände dass der 
Kautschuk in der Kälte steif wird und in der Warme leicht zu- 
sammenklebt, dadurch aufgehoben werden. 
Das grosse Verdienst beide beseitigt zu haben, gebührt dem 
Amerikaner Goodyear, dem aber der Engländer Hancock seine 
Erfindung des sogenannten Vulkanisirens des Kautschuk weg- 
geschnappt hat. Durch dasselbe wird dieser Stoff auch gegen die 
Einflüsse der Wärme und Kalte beinahe unempfindlich gemacht. 
Man sättigt das Federharz mit Schwefel und setzt es dann einer 
Temperatur von 1200 Reaumur aus, gleichsam einer V11lkanprobe_ 
Erst durch diese Erfindung hat der Kautschuk seine ganze industrielle 
Bedeutung gewonnen; er ist nun ein fast unalterabler und dabei 
absolut gefügiger Stoff geworden, ein F ac totum der Industrie. 
Ein ganz neuer Prozess desselben erfinderischen Amerikaners hat 
ihm auch die Festigkeit des Steines, die einzige die ihm noch 
abging, zu geben gewusst, wodurch er statt des Ebenholzes, des 
Hornes und der Lava für Knöpfe, Messergride, Kämme, Ma- 
schinentheile, Kästen und Möbel aller Art geschickt und anwend- 
bar wird, und zwar mit Hülfe solcher Proceduren, die den Stoffen, 
die nachgeahmt werden, fremd sind, aber die Fabrikation der Ar- 
tikel unendlich erleichtern und sie im Preise entwerthen. Neeh 
besonders hervorzuhebende Eigenschaft des so zubereiteten Stoffes 
ist seine Hämmerbarkeit, die ihn den Metallen noch mehr assiinilirt, 
dazu seine Polirbarkeit und die Eigenschaft alle möglichen Farben 
anzunehmen. In dieser letzteren Beziehung findet aber eine sehr 
glückliche Schranke darin Statt, dass die Masse selbst einen tiefen 
Naturton hat, der sich mit den angewendeten verschiedenen Farben- 
stoffen, die in gekörntem oder pulverisirtem Zustande in die etwas 
durchscheinende Masse eingeknetet Werden, auf angenehmste Weise 
verbindet und die argen Verstössei gegen die Farbenharmonie, (die 
nun einmal unsere moderne westländische Industrie nicht aner- 
kennt und begreift), in etwas mildert. (Vergleiche darüber den
	        
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