Kunst.
Textile
Die Decke;
Pelzwerk und Leder.
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Der Corduan hat seinen Namen von der maurischen Stadt
Cordova in Spanien. Nach ihm sind die Schuster im Französischen
Cordonniers genannt, denn im Mittelalter, vorzüglich im 11. und
12. Jahrhundert, war dieses Leder der Stoff, woraus die feineren
Fussbekleidungen fast ausschliesslich bereitet wurden. Eine bes-
sere und etwas verschiedene Sorte ist der Safiian, auch marokka-
nisches Leder genannt. Dieses schöngefärbte und glänzende Leder
mit dem chagrinartigen Korne wird noch immer in der Levante
am besten verfertigt; wir können ihm mit unserer raffinirten Ma-
schinenindustrie nicht nahe kommen. Nur in Russland, Polen,
Ungarn, Spanien, kurz in den Ländern, wo die Technologie noch
nicht auf Universitäten gelehrt wird, weiss man diese edlen Leder-
arten zu bereiten und zugleich stilgerecht zu verwenden. Unter
den Deutschen verstehen das Letztere nur noch die Tyroler, die
ihre aus schwarzem Corduan gefertigten Gurte und Hosenträger
mit Pfauen- und Spielhahnfedern sehr geschickt und geschmack-
voll zu besticken und zu säumen verstehen.
Ein interessantes Produkt ist der Chagrin, persisch Sagre, das
kräftig und hart ist und auf der Narhenseite wie mit kugelartigen
Körnchen übersät erscheint. Am besten fabricirt man es jetzt in
Persien, Konstantinopel, Algier und Tripolis. Pallas theilt uns
die Procedur mit, wie die Narben des Chagrins hervorgebracht
werden; dieses geschieht, indem man die Haute auf den Fuss-
boden ausbreitet und mit den Samenkörnern des Chenopodium
album bestreut, diese dann in das weiche Fell eintritt, sie "wieder
herausklopft, das Leder dann auf der Grübchenseite beschabt und
für einige Tage in Wasser legt. Die_Punkte, die durch die Sa-
menkörner zusammengepresst wurden, treten hernach quellend her-
vor, und zwar in der Kugelform des Samenkorncs, da das am
meisten zusammengepresste Pünktchen in der Mitte am meisten
quellen muss. Ein ganz ähnlicher Prozess liesse sich gewiss sehr
praktisch an, um Lederrelieftapeten zu fabriciren, die auf diese
Weise nicht mit Holilformen, sondern mit Reliefformen vorher ge-
presst und dann geschabt und geweicht werden müssten. Der
Gewinn dabei wäre eine grössere Weichheit der Umrisse, ver-
bunden mit feinerer Modellirung, und zugleich eine gewisse
Naturwüchsigkeit der nicht gar zu mechanisch entstandenen
Formen. Auch auf Flächen von anderem Stoffe, z. B. Holz,
Elfenbein, Papier mache u. dergl. lasst sich dieser Process