Textile Kunst.
Die
Decke;
Pelzwerk und Leder.
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DasvVerkehrttragen der Felle führt die Kunst des Kürschners
in ein neues Stadium ein; sie stellt sich schon der Natur entgegen,
geht nicht mehr wie früher in ihr auf und hat von nun an natür-
lich einen ganz neuen Stil zu befolgen, wobei der Saum (die Ver-
brämung) ugdgädieNaht (aus farbiger Stickerei und eingefügten
Pelzstreifen bestehend) nebst sonstigem Zubehör, als Troddeln,
Quasten und dergleichen, den warmen, braunrothen Grund des
Leders beleben.
Dieser Stil führte zu der Berücksichtigung der kleineren pelz-
tragenden Thiere, deren Fell man früher gering achtete. Da
in kalten Ländern gute Pelze tragen, so mag
hägtiiiges Vorkommen daselbst zuerst zu dem Pelzkittelstile
Ägieiiihrufrhaben, der somit von dorther vollständig ausgebildet den
kultivirten Völkern des Mittelmeerbeckens überliefert Ward und
immer etwas Fremdes, Barbarisches behielt. Die kleinen kostbaren
Felle dienten zur Verbrämung der Pelze, selbst wie später nicht
mehr das nackte Fell sichtbar blieb, sondern mit kostbaren Stoffen
(Tuch und Seidenzeugen) auswärts bekleidet wurde.
Dieser Luxus der feineren Pelzwerke war dem klassischen
Alterthume schon seit sehr früher Zeit bekannt. Nach einigen
Gelehrten soll sogar der Argonautenzug eine Spekulation auf
Pelzwerk gewesen sein (Is. Voss zum Catull p. 190), gleich den
Zügen der Normannen nach der Küste von Nordamerika. Plinius
erwähnt der chinesischen Felle (serum pelles. Plin. XXXIV. 14.
S. 14); später wurden sie aus Parthien bezogen, daher Parthiarii
für Pelzhändler i'm römischen Rechte. Der Handel ging zu Lande
und dann über das schwarze Meer weiter. Seneka lobt die Fein-
heit und Dichte der skythischen Fuchs- und Zobelpelze (mu-
rium). Diese Felle wurden zusammengenäht und hiessen dann
Kaftans (Mrxvuvrä-zlßg). Auch Tacitus undJustinus erwähnen der
Terga murina. Sehr gesucht waren auch Wegen ihres Moschus-
geruches die Häute des Bisamthieres. (Siehe über das Pelzwesen
der Alten die interessante Anmerkung in C. A. Böttigens gr. Va-
sengemälden, 3. Heft, S. 187, wo die hieher bezügliche Litteratur
zu finden ist.)
Zur Zeit Karls des Grossen wurden pelzgefütterte, reich, selbst
mit Vogelfellen verbrämte und mit Vogelfedern gestickte Kleider
von Frauen und Männern getragen; es war altfränkische Sitte,
die der Kaiser bevorzugte. Eine Weste (thorax) aus Otterfellen