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erfreut.
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nicht
dessen
Suche
der
sich
3.111
Bauen
Die zweite Hypothese dagegen ist praktisch und fruchtbar, gleichviel
ob begründet oder irrig an sich selbst.
Wenn der sich zu ihr Bekennende nur die Anmassung von sich
fern halt der Stifter und Heiland einer Zukunftskunst sein zu wollen
darf er ohne Ueberhebung das sich vorbereitende Werk als im Werden
begriffen, oder vielmehr allgemein das Kuntwerden, auffassen, und
sich die Aufgabe stellen: die bei dem Prozess des Werdens und
iEntstehens von Kunsterscheinungen hervor-tretende Ge-
setzlichkeit und Ordnung im Einzelnen aufzusuchen, aus
dem Gefundenen allgemeine Prinzipien, die Grundzüge
einer empirischen Kunstlehre, abzuleiten.
Eine solche Lehre darf kein Handbuch der Kunstpraxis sein, denn
sie zeigt nicht das Hervorbringen einer beliebigen Kunstform, son-
dern deren Entstehen; ihr ist das Kunstwerk ein Ergebniss aller bei
seinem Werden thätigen Momente. Die Technik wird in ihr daher
zwar einen sehr Wichtigen Gegenstand zu Betrachtungen bilden, jedoch
nur insofern sie das Gesetz des Kunstwerdens mit bedingt. Sie ist auch
eben so wenig eine reine Geschichte der Künste; sie durchwandert das
Feld der Geschichte , die Kunstwerke der verschiedenen Länder und
Zeiten nicht als Thatsachen auffassend und erklärend, sondern sie gleich-
sam entwickeln d, in ihnen die nothwendig verschiedenen Werthe einer
Funktion, die aus vielen variablen Conefcienten besteht, nachweisend, und
dieses hauptsächlich in der Absicht, das innere Gesetz hervortreten zu lassen,
das durch die Welt der Kunstformen gleich wie in der Natur waltet. S0 wie
nämlich die Natur bei ihrer unendlichen Fülle doch in ihren Motiven höchst
sparsam ist, wie sich eine stetige Wiederholung in ihren Grundformen
zeigt, wie aber diese nach den Bildungsstufen der Geschöpfe und nach
ihren verschiedenen Dascinsbedingungen tausendfach modiiicirt, in Theilen
verkürzt oder verlängert, in Theilen ausgebildet, in andern nur ange-
deutet erscheinen, wie die Natur ihre Entwickelungsgeschichte hat, inner-
halb welcher die alten Motive bei jeder Neugestaltung wieder durch-
blicken, eben so liegen auch der Kunst nur wenige Normalformen und
Typen unter, die aus urältester Tradition stammen, in stetem Wieder-
hervortreten dennoch eine unendliche Mannigfaltigkeit darbieten, und
gleich jenen Naturtypen ihre Geschichte haben. Nichts ist dabei reine
Willkür, sondern alles durch Umstände und Verhältnisse bedungßn-
Die empirische Kunstlehre (Stillehre) ist auch nicht reine Aesthetik,
oder abstrakte Schönheitslehre. Letztere betrachtet die Form als solche,
ihr ist das Schöne ein Zusammenwirken einzelner Formen zu einer Total-
wirkung, die unsern künstlerischen Sinn befriedigt und erfreut.