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Drittes
Hauptstück.
sonstigem Male in Beziehung stehen und der Richtung von Aus-
sen nach Innen concentriseh zu diesem folgen müssen. Ich denke
mir, dass die meisten oder ivenigstens die schönsten der historiir-
ten Fussböden, die sich erhielten, in diesem Sinne aufgefasst
waren, dass sie durchaus die Bestimmung nicht hatten, betre-
ten zu werden, sondern dass sie, um das Mal herum, den wohl
meistens noch ausserdem mit Schranken umgebenen Temenos
desselben bcrixaichnen sollten.
Das Gesagte findet seine volle Bestätigung und Erläuterung
in den drei im Holzschnitte dargestellten Fussböden, welche den
Paragraphen 12- 16 zur Illustration beigefügt wurden. Das
am Eingange des 15. gegebene Bruchstiiek eines Fnssboden-
dessins, das ohne Zweifel die in Kalkstein gravirte Kopie
eines assyrischen Teppiches ist (der Fussboden wurde durch
Layard dem brittischen Museum erworben), zeigt eine Pflan-
zenbordüre äusserlich vor dem Saume, die nach Aussen ge-
richtet ist. Der Saum ist mit Knöpfen oder Rosetten verziert,
ein Symbol, das gleichzeitig die Naht bezeichnet (s. unter Naht).
Die grösseren Pfianzenornamente sind so geordnet, dass keinerlei
Richtung sich kund gibt, und bilden gleichsam" offen entwickelte,
von oben betrachtete Lotuskelche.
Wenn dieses Fussbodenmotiv gewiss schon desshalb in kunst-
historischer Beziehung als das älteste Beispiel erhaltener verzier-
ter Pavfmente ausserst wichtig ist, so bietet der nach eigener in
Olympia. aufgetragener Zeichnung beigegebene Mosaikboden des
Pronaos im Jupitertempel daselbst nicht minderes Interesse, weil
er wahrscheinlich gleichzeitig mit der Erbauung des Tempels aus_
geführt wurde (er war mit einer zweiten, vermuthlich römischen Bo-
dentäfelung aus kleinen, seehsseitigen Platten aus orientalischem
Alabaster überdeckt), Lmdsonlit das älteste und so viel mir bekannt
zugleich das einzige Beisiiliiitzl äebt-hellenischer Mosaikarbeit. Hier
zeigen sich Saum, Naht und Bordüre getrennt und jeder dieser
Theile fung-irt für sich allein. Den Saum bildet der in Beziehung
auf Aussen und Innen indifferente Mäander, dann folgt das Zick-
zack, ein Symbol, welches ganz besonders der Naht zukommt,
gleichsam für diese das Ursymbol ist; nun erst kommt die Bor-
düre oder der Randabschluss, der für das Aussen und Innen be-
zeichnend wird; er weist nach Innen, jedoch in gemilderter Weise,
indem die Ecken der Kränze auswärts gewendet sind. Nun erst