Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

Kunst. 
Textile 
Die 
Decke. 
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Formen mit animalischen Bildungen sich vermischen, so müssen 
diese in dem geschlossenen Raume alle von Innen nach Aussen, 
in dem Janusbogen dagegen alle von Aussen nach Innen gerich- 
tet sein, das heisst, die Köpfe der Thiere und die Kronen der 
Pflanzen müssen in jenem dem Saume zugekehrt sein, in diesem 
müssen sie umgekehrt der Mitte sich zuwenden. 
Die Mitte lässt sich mit concentrischen Motiven aus Laubwerk 
und dergleichen ausfüllen, die aber gleichfalls in beiden Fällen 
organisch verschieden ausfallen. In dem offenen Raume wurzelt 
das Laubwerk so zu sagen am Rande, in dem geschlossenen wur- 
zelt es in dem Mittelpunkte des Feldes. Für beide li'älle passend 
und benutzbar sind natürlich Rosetten, Kränze oder andere orna- 
mentale Formen, denen man gleichsam auf den Scheitel sieht, 
von denen schon oben die Rede war und die hier nicht beson- 
ders berücksichtigt zu werden brauchen, da sie für dasjenige, was 
demonsh-irt wird, sich indifferent verhalten. Es ist nicht schwer, 
allggfraglichen Fälle, die der Grundidee nach zu der einen oder 
der. andern Kategorie führen müssen, nach der Analogie der hier 
gewählten Beispiele zu entscheiden, 
Oft ist die Mitte, statt der Rosette, durch ein Piedestal, ein 
Kandelaber, eine Vase oder sonstiges Geräthe, das in dem Grund- 
plane richtungslos ist, verziert,  ganz stilgerecht, wogegen hi- 
stürte Darstellungen, z. B. die Schale des Sosus mit den trin- 
kenden Tauben, die Tritonen Ades alten Mosaikbodens in dem 
Pronasüu Olympia (siehe Holzschnitte auf S. 60 u. 61), die Ale- 
xanderschlacht aus Pompei nur dort stilgerechte Anwendung {in- 
den können, wo ein Raum vorliegt, der gleichsam ein Mittel zwi- 
schen dem Janusbogen und dem geschlossenen Innern bildet, ein 
Raum, der zu einem anderen Raume oder zu einem Mittelpunkte 
architektonischer Wirkung einseitig hinführt, der aber in Bezie- 
hung auf Rechts und Links neutral ist; nur in diesem Falle oder 
doch unter ähnlichen räumlichen Verhältnissen ist ein solches hi- 
storiirtes Feld auf dem Fussboden einigermassen stilgerecht, und 
es muss sich dann selbstverständlich das Bild dem Eintretenden 
aufrecht zeigen, die Köpfe müssen dem Innern, die Blüsse dem 
Eingange zugekehrt sein. Im Allgemeinen ist zu wiederholen, 
dass Fussbodenbilder die strenge Kritik des guten Geschmackes 
nicht aushalten können und dass, wenn einmal derartige Ver- 
zierungen beliebt werden, sie nicht in der Mitte, sondern
	        
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