Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Drittes Hauptstück. 
Rankenwerk oder sonstigem vegetabilischem Ornamente verzierten 
Saum umfasst. Auf den Oompartimenten seien gleichfalls Motive 
der Verzierung gedacht, bei denen ein Oben und Unten Statt hat. 
Sehen wir zuerst von dem Mittelmotive ab, aus Gründen, die so- 
gleich hervortreten werden. 
Hierjist es sofort nothwendig, zu wissen, in welchem Sinne 
der bekleidete Fussboden allseitig gerichtet ist ,'ob in dem Sinne 
von Aussen nach Innen oder von Innen nach Aussen. Dass beide 
Fälle vorkommen, lässt sich durch Beispiele nachweisen. 
Man stelle sich zuerst einen Raum vor, der durch vier Arkaden, 
die auf vier quadratischen Pfeilern ruhen, quadratisch umschlossen 
ist. Die Arkaden bilden freie Durchgänge, oben ist der Janus- 
bogen mit Kreuzgewölben oder mit einer Kugelkappe überwölbt 
oder sonst wie gedeckt, was hier nicht unmittelbar in Betracht 
kommt; dieser oberen Decke entsprechend ist ein gegliederter 
Fussboden anzuordnen,  erster Fall. Man denke sich ferner 
einen gleichfalls quadratischen Raum derselben Grösse, der rings 
mit Mauern umschlossen ist, dessen Wände mit historischen Bild- 
werken oder sonstigen Gegenständen bedeckt sind, die in Bezug 
stehen zu demjenigen, der in der Mitte des Raumes sich aufhält, 
um sie zu betrachten. Der Eingäng ist untergeordnet, das Licht 
fallt  Oben, das Ganze trägt den Charakter des "Interieur", 
des räiimlich Abgeschlossenen,  zweiter Fäß. 
Was nun zuerst den Saum betrifft, der das erste Glied der 
Dreigliederung bildet, in welchen jeder artikulirte Fussbodcn nach 
dem Vorausgegangenen getheilt werden muss, so ist dieser für 
beide Fällemweifach fungirend. Er fungirt zuerst gleichsam sta- 
tisch oder mechanisch, indem er den Teppich oder die Mosaikbß 
kleidung des Fussbodens umfasst und rings um ihn herumläuft; 
in dieser Thätigkeit bezieht er sich ausschliesslich nur auf das 
Eingefasste, Umschranktc, Zusammengehaltenc. Seine zweite 
Thätigkeit ist selbst wieder zwei-getheilt (sie bezieht sich eben 
so sehr auf das Eingefasste, wie auf denjenigen, der den Raum 
betritt und zuletzt doch der Mittelpunkt aller Beziehungen ist) 
und besteht darin, dass der Saum den Anfang oder das Ende 
des bedeckten Raumes, nach einer Seite hin gerechnet, be- 
zeichnet und versinnlicht. Anfang und Ende einer Sache sind 
Begriffe, die erstens von der Vorstellung abhängig sind, die der 
Mensch sich von der Bestimmung und dem Wesen der Sache
	        
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