Volltext: Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 125 in den Text gedr. Holzschn. und 15 farb. Tondrucktaf (Bd. 1)

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Hauptstück. 
Drittes 
derselben Art abwechselnd zu verwenden. Auf diese Weise 
wird das Ganze durch den natürlichen Grundton des ungefäirbtcn 
Rehstoffes zusammengehalten.  
In dieser Beziehung sind die Produkte der kanadischen Indianer 
lehrreich. Das sehr ursprüngliche und gefällige System der Ürna- 
nlentirung besteht bei ihnen in zierlichen und schönfarbigen F eder- 
stickereien oder auch diesen nachgebildeten Malereien auf Holz- 
rinden und auf Leder, Womit sie ihre Geräthe, Nachen, Kleidungen 
und Teppiche bereiten. Die rethbraune Farbe der thierischen und 
vegetabilischen Häute ist bei ihnen die Basis ihrer Polychromie. 
Doch üben sie auch das Mattengeflecht aus Stroh mit grosser Ge- 
schicklichkeit und natürlichem Geschmacke, wobei das Strohgelb 
die Basis der Polychrornie bildet. Bei ihnen wie bei den Negern, 
die bei ihren GeHec-hten das Dunkelfarbige, Schwarze, im Ken- 
traste zu dem Weiss, bevorzugen, schliesst sich zugleich die deku- 
rative Kunst harmonisch an die natürliche Körperfarbe der Men- 
sehen an. 
Nach ganz gleichem Prinzipe verfährt der Chinese, der seine 
Farbenbeitzen nicht auf die gebleichte Baumwolle oder auf die 
gebleiehte Seide applicirt, sondern die schöne Naturfarbe beider 
Stoffe als vermittelnden und verbindenden Grundton aller Farben 
benützt und durch dieses einfache Mittel sich es erleichtert, die 
lebhaftcsten Farbenkontraste harmonisch zu verbinden. Hierin be- 
steht auch zum Theil das Geheimniss der tybetanischen Schawls 
mit ihrer, durch das mattglänzende Gelbweiss der Kaehemirwolle 
gebrochenen und verbundenen Farbenpracht. (Vergleiche hierüber 
den später folgenden Artikel Färberei.)  
Für das Verstehen der antiken Kunst und, Wohl gemerkt, auch 
für die wahre Praxis der Gegenwart ist das genannte Prinzip, welches 
die neueste europäische Industrie überall (z. B. zu ihrem grössten 
Nachtheile auch in der Porzellanmanufaktur) verlassen hat, von 
grösster Bedeutung. Genau genommen befolgt sie dasselbe noch 
immer, aber ohne es zu wissen und gleioihsam auf Umwegen, da 
zum Beispiel der Oelmaler, in dessen erhabenstc Gebiete sie hin- 
einzuwirken keinen Anstand mehr nimmt, bei dem "Aufsetzen" 
seiner Pallette demselben Prinzipe huldigt, sowie auch die der 
Aquarellmalerei eigenthümliche Zauberwirkung hauptsächlich nur 
aus ihm hervorgeht. Gut ist es indessen, zu wissen, was man 
thut, weil dann das Gewollte oft auf einfacherem Wege besser
	        
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