Textile
Kunst.
Decke.
Die
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derselben Farbe und eine Vertheilung der Farben, die als Ge-
sammtresultat eine Wirlgpng hervorbringt, die sich ungefähr gleich
weit entfernt hält von Helle und Dunkelheit. Reine, ungemischte
Farben treten nirgend in Masse herwror, und selbst das warme
Gelb der Sandwüste ist durch den bläulichen Reflex des Himmels
und unbestimmte violette Erdtöne gemässigt und gebrochen. Spar-
sam zerstreute Lichtstreifen, dunklere Schattenparthieen sind weit
entfernt, die Einheit der Wirkung zu zerstören, sondern dienen
nur dazu, den Formen Ausdruck zu geben und die einheitliche
Wirkung nicht monoton erscheinen zu lassen. Im Ganzen genom-
men herrschen, wie gesagt, die sekundären und tertiären gemisch-
ten Farben vor und unter diesen ist das Violet der gedämpfteste,
und kühlste, das Grün der entschiedenste und wärmste Grundton.
Oft ist das Grau der Grundton, das in allen Nuancirungen sich
bald mehr dem Violet, bald mehr dem Grün zuneigt; in jenem
Falle bildet es eine Verbindung mit dem gebrochenen Roth gegen
das Grün, das sich als Dominante auf beiden kontrastlich abhebt;
in dem zweiten Falle verbindet es sich mit dem Grün gegen das
Roth, das sich in dieser Verbindung als Dominante, zu dem Grün-
grau (als Basis und dem Grün als Mittelton verhält.
Wunderbar wie die Natur mit ihrer allbesänftigenden Harmonie
gleichsam eigenhändig nachhilft und neinfallt", wo Menschen zuerst
ihr eigenes Stück zu spielen versuchen. 4 Wie die Muster der
Teppiche zuerst und am stilgerechtesten aus der Natur der Roh-
stotlie und der im Prinzipe überall dieselbe bleibenden Kunst durch
das VerHechten von Fäden Gewänder zu bereiten, oder der viel-
leicht noch ursprünglicheren Kunst hervorgingen, dergleichen Hül-
len dadurch zu gewinnen, dass Thierfelle oder Baumrinden in
regelmässigen Stücken durch kunstvoll und dekorativ behandelte
Nähte zusammengefügt wurden, ebenso verdanken diese ursprüng-
lichen Produkte der Industrie die Harmonie der Farben, die Wir
an ihnen bewundern, hauptsächlich dem Prinzipe, die an sich
naturfarbigen Fäden" zu beitzen und mit ungebeitzten
4 Wo die Natur, die Feindin aller unaufgelösten Dissonanzen, durch den
Wahn und den Ungeschmack der Menschen gleichsam aus ihrem Rechte ge-
trieben worden ist, dort weiss sie durch die Zeit ihre Herrschaft wiederzuge-
winnen, indem sie das grelle und ungeschlachte Menschenwerk mit Staub,
Russ und Rost überzieht,'ihm Arme, Beine und sonstige stilwidrige Extremi-
täten abschläg-t, es als moosumwachsene Ruine mit sich selbst in Harmonie setzt.