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stützt, es sey dies ein Tempel der Isis patricia gewesen.
Alle diese Bildwerke sind nach der Umwandlung in eine
Kirche geblieben: sie haben sich sammt den Mosaiken
der Tribune, in denen Christus auf einem Berge stehend,
von dem vier Flüsse entspringen, zwischen sechs Männern,
und einem Wandgemälde, in welchem die Predigt des
Petrus und Paulus zu Rom und ihr dortiger Märtyrertod
vorgestellt war 1), bis gegen Ende des siebenzehnten
Jahrhunderts erhalten, zu welcher Zeit sie theils ab-
genommen, theils zu Grunde gegangen sind.
Andererseits wurden auch an die Stelle, das heisst
auf den Trümmern heidnischer Heiligthünner christliche
Kirchen errichtet, wobei es als besonders bedeutungs-
voll erscheint, wenn in dieselben auch heidnische Götter-
bilder aufgenommen, nehmlich eingemauert wurden.
Dem Streben unter einem neubckchrten Volk an dem-
selben Ort, wo es einen Gegenstand heidnischer Verehrung
gehabt, eine christliche Kirche aufzuführen, konnte eine
zwiefache Absicht zum Grunde liegen. Entweder sprach
sich darin ein reiner Gegensatz aus, die Ueberwindung
des heidnischen Wesens: wie auch gerade in die Zeit
heidnischer Lustbarkeiten christliche Busstage gelegt wur-
den, um das Volk gegen den Rückfall zu stärken und
ihm zum Bewusstsein zu bringen, dass es in einem neuen
Lichte wandeln solle, welches keine Gemeinschaft mit
der Finsterniss hat. Ganz im Gegentheil konnte aber
auch eine Connivenz darin liegen, sofern man nicht nur
die Gewohnheit, die den heiligen Ort aufsuchte, benutzen,
und den Sinn für das ehemalige Heiligthum unmittelbar
dem neuen zuwenden, sondern selbst der Anhänglichkeit
an die alten Götzen schmeicheln wollte: man bot Altes
und Neues dar, da jenes in den Gemüthern nicht sofort
Ciampini
Tab.
LXXVI.
XXV.
und