Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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ausgedrückt habe. Doch scheint das letztere Motiv kaum 
ausreichend, und im erstern Fall die Stellung der In- 
schrift mitten auf dem Belief gar nicht motivirt. Dieses 
vivas (zeses) kommt aber nicht selten in christlichen 
Grabschriften vor, und wahrscheinlich ist der Bonifatius 
ein christlicher Priester, dem jene Tafel zum Grabstein 
gedient hat und dieses vivas nachgerufen wurde. Nur 
aus einer solchen zweiten Verwendung des Denkmals 
erklärt sich die abgesonderte Stellung der Inschrift,  
die auch Guasco und Orelli für christlich genommen haben. 
Insbesondere sind es Sarkophage, die von der christ- 
lichen Verwendung heidnischer Bildwerke Zeugniss geben. 
Zuerst ein prachtvoller Sarkophag aus Aix, im Mu- 
seum zu Marseille 1) : seine Vorderseite zeigt einen zwei- 
gehenkelten Aschenkrug zwischen zwei Greifen, von denen 
jeder eine Tatze auf das Gefäss legt; die Rückseite den 
Kampf zweier Centauren mit einem Löwen; auf jeder der 
beiden Nebenseiten ist eine Sphinx gebildet. Ueber der 
Urne aber lieset man die Inschrift: Bene pausanti in pace 
Fl. Memorio    vix. an. LXXV. Praesidia con(jux) marito 
dulcissimo 2). Der Anfang dieser Inschrift macht es höchst 
wahrscheinlich, dass der Flavius Memorius ein Christ 
gewesen. Zunächst nun fällt die Vertheilung dieser In- 
sohrift auf in drei Reihen: auf der Nebenseite fängt sie 
an, geht dann an dem Fries der Vorderseite fort und 
endet innerhalb des Reliefs selbst,  ein deutlicher Be- 
weis, dass der Sarkophag ursprünglich nicht für die 
1) Ahgebild. bei Millin Voy. dans le midi de 1a France T. III. 
p. 151-156. Pi. LVI. 11g. 2. 3. 4. 
2) Der oben ausgelassene mittlere Theil der Inschrift, lautet: v(ir0) 
p(erfectissimo), qui n1ilit(avit) int(er) Jovianos annos XXVIII, 
pro(curator) domßasticorum) an. VI. praelanciaris spe(culal.orum 
princi)pis an. III. comes rip(a)e an. I. c0m(es) Iilauretüiniae) 
Tingütanae) an. IIII.
	        
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