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heidnische Bestimmung gehabt haben und nur später noch
einmal gebraucht sind von den Christen. Alsdann hat
natürlich die christliche Kunst mit den mythologischen
Vorstellungen solcher Denkmäler nichts gemein. Auch
dem christlichen Beleenntniss derer, die davon Gebrauch
machten, wird nichts dadurch prajudicirt. Aber das er-
hellt doch daraus , dass diese an solchen Scenen an heiliger
Stätte keinen Anstoss nahmen.
Dies erklärt sich daraus, dass man entweder antike
Denkmäler in Gebrauch nahm, unbekümmert um ihren
bildlichen Schmuck, oder, wie zumal in späterer Zeit,
gerade auf das antike Bildwerk Gewicht legte, aber nur
als Schmuck, unbekümmert um die darin enthaltene mytho-
logische Vorstellung. Etwas ganz Anderes ist es, wenn
man, wie es auch nicht selten vorkam, aus Unkunde
solchen Vorstellungen einen biblischen oder kirchlichen
Gedanken unterschob, also im guten Glauben dem
heidnischen Bildwerk eine kirchliche Bestimmung gab.
Von solchen Fällen abgesehen ist jene Benutzung
antiker Denkmäler so zu sagen eine Vorstufe für die Be-
nutzung antikerVorstellungcn. Daher zuvörderst hierüber
einige Nachweisungen gegeben werden sollen.
Zu
Grabmälern.
Weniger auffallend ist es, wenn ein Denkmal, das
nur eine heidnische Ireschrift hatte (ohne Bildwerk), später-
hin zu christlichem Gebrauch verwendet ist, wie der-
gleichen Grabmäler mit einer doppelten, heidnischen und
christlichen Inschrift nicht selten sind. S0 hat eine an-
tike Todtenkiste zu Assus in lVIysien mit den Namen des
Claud. lllacedo und der Cl. Niee auf einer Nebenseite
auch die Inschrift Aovmavoü ngegßüiräevv) Ü! ßS iSt
1) Boeckh Corp. Inscr. Gr. zu N0. 3573. T. II. p. 872. Ein
antiker Grabstein, vielleicht aus Nicäa, der einem Athleten