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worden, sind zuerst darin verschieden, dass die mytho-
logischen Personen entweder um ihrer selbst willen als
geschichtliche Wesen nach dem Charakter, der in der
lllythengeschichte von ihnen ausgeprägt ist, oder um Ele-
mente und Erscheinungen der Natur zu repräsentiren, als
die Geister derselben nach kunstgeschichtlichem Her-
kommen aufgefasst sind. Im letztern Fall haben die Bil-
der keine religiöse Geltung: es ist die Bezeichnung der
Natur durch die Sprache der Symbolik, der die Kunst
noch nicht entbehren konnte; es sind poetische An-
schauungen ohne den heidnischen Gedanken. In dem
erslern Fall aber wird dieser Gedanke, der "Mythus selbst
mit herübergenommen. Doch ist in diesem Fall noch
weiter zu unterscheiden, 0b man bei der mythologischen
Person als solcher und dem Mythus als einem jenseitigen
stehen bleibt, oder die Person nur als Träger einer Idee
nimmt, die in das Christenlhum hinüberureiset und hier
realisirt werden ist: jenes ist der eigentliche, dieses der
typische Gebrauch der Mythologie. Hiernach waltet
unter den mythologischen Vorstellungen in der christlichen
Kunst der Grundunterschied: sie ruhen entweder auf ge-
schichtlichen oder vielmehr übergeschichtliclien Voraus-
setzungen und haben, eigentlich oder typisch genommen,
religiöse Bedeutung; oder sie werden auf Theile der Natur
bezogen und haben als physische Personiiicationen nur
künstlerische Bedeutung.
Die antike Kunst hat ausserdem zahlreiche Wesen
aufzuweisen, die eine geschichtlich-mythol0gische Exi-
stenz eigentlich nie gehabt hahen, sondern auch dort nur
als Personiiicationcn gemeint sind, nehmlich von mensch-
lichen Eigenschaften und Zuständen. So hat auch die
christliche Kunst aus sich selbst zahlreiche Personen ge-
schaffen, welche auf dem eigenthümlich christlichen Ge-
biet Eigenschafteli und Zustäinde repräisentiren: es treten