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Wenn nun der Kunst mythologische Vorstellungen
relativ nothwendlg scheinen, wie sie auch bis auf diesen
Tag sich behauptet haben; so wird eine geschichtliche
Orientirung über dieselben vielleicht auch von praktischem
Interesse sein für die Ausübung der Kunst. Denn wenn
der Künstler überlegt, wie er dahin gehörige Motive zur
Anschauung bringen möge, ohne dem Charakter der christ-
lichen Kunst etwas zu vergeben; so werden die Vorbilder,
welche aus einer mehr als tausendjährigen Geschichte, dem
Zeitalter vom Anfange der christlichen Kunst bis zu ihrer
Vollendung hervorgehen, sei es durch Beispiel, sei es
durch Warnung, einen Fingerzeig geben: sie werden er-
kennen lassen, wie weit die Kunst, die von dem in der
Kirche waltenden Geist getragen wird oder sich leiten
lassen will, eigenthümliche Vorstellungen der antiken Kunst
nachzubilden berufen ist.
Eintlxeilung.
Die Werke der christlichen Kunst, die hier in Be-
tracht kommen, lassen sich nach einem vierfachen Ge-
sichtspunkt ordnen.
i. Nach der Art der Kunst. Es sind sowohl Sculpturen
als Malereien. Zu der ersteren Art gehören Sarkophag-
reliefs und geschnittene Steine; sodann Elfenbeinschnitz-
werke, welche theils als Diptychen auf Altären, theils
in dem Deckel kostbarer Bücher , besonders Evangeliarien,
gebraucht" wurden, und einige Schnitzwerke in Holz.
Ferner sind zu bemerken Münzen und Arbeiten in Metall,
besonders in Gold- und Silberblech, zu Altartafeln und
heiligen Gefässen. Werke in runder Figur kommen sehr
selten vor und erst gegen Ende des Zeitalters, das uns
hier beschäftigt. Von der andern Art sind einige
Wandgemälde in den altchristlichen Katakomben, ferner