Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

einen Brief in der Hand 1) ; die Erithrea, die edelste 
unter allen Sibyllen, nit fast alt und etlichermaassen unter 
ihrem Angesicht betrübt, mit einem Nonnenkleide an- 
gethan, hat einen schwarzen Weiler auf ihrem Haupt, 
ein blosses Schwerdt in der Hand und unter ihren Füssen 
einen güldenen Ring, geziert mit Sternen als der Himmel; 
die Agrippa war nit fast jung, mit einem rosenfarbenen 
Kleid und Mantel angethan, hielt gewöhnlich eine Hand 
in den Schooss, sah mit Verwunderung gen Himmel, hat 
in der linken Hand einen Brief. Schliesslich folgt die 
Nichaula, Königin von Saba, welche eine rechte Sibylla 
gewesen sei, eine Prophetin und Wahrsagerin der heim- 
lichen Räthe zukünftigen Dinge Gottes. 
5. In späterer Zeit liebte man es, das Bild einer 
einzelnen Sibylle auszuführen;  wie insbesondere die 
Schule der Caracci aus dem Ende des sechzehnten und 
der ersten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts eine 
ganze Anzahl solcher Gemälde aufzuweisen hat 2). Nament- 
lich ist von Guido Boni eine Sibylle mit der Inschrift 
Nascetur de virgine in der Florentinischen Gallerie 3), 
eine andere ist aus der Gallerie Orleans nach England 
gekommen 4). Auch von Domenichino ist eine Sibylle 
1) Die Seene ist ähnlich, wie in der lat. Ausg. des Speculnm hum. 
salvaL: der Kaiser Augustus kniet anbetend und hat seine Krone 
neben sich auf die Erde gelegt. 
2) Doch finden sich auch früher einzelne Beispiele: in der Art, des 
liiemling ist ein Bild der Persischen Sibylle (Sambetha) vom 
J. 1480, im Johannis-Ilospital zu Brügge, s. P ass avant Kunst,- 
reise durch England und Belgien S. 360.; eine Sibylle, welche 
dem Giorgione zugeschrieben wird, ist in der Sannnl. des Hrn. 
Solly zu London, s. Waagen Kunstw. u. Künstler in England 
Th. II. S. 8. 
a) B. Galler. di Firenze Ser. I. T. III. p. 81. Tav. 119. 
4) In d. Samml. des Hrn. Wells in Bedleaf, Waagen a. a. O. 
Th. I. S. 507.  Ein anderes Exemplar ist in der Samml. des 
Grafen Cowper zu Pansanger, ebendas. Th. II. S. 220.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.