d. h. direct von der Kunst des Alterthums aus hervor-
gerufen sind. Zwar sind sie ursprünglich von der letztern
herübergenommen und in verschiedenen Epochen durch
zurückgehen auf die Denkmäler des Alterthums wieder
angeregt worden. Als sie aber einmal da waren, haben
sie sich im Kreise der christlichen Kunst auch erhalten
kraft einheimischer Tradition, ohne in jedem Fall einen
Zusammenhang mit der alten Kunst zu beurkunden. Ja
vielleicht hat selbst die christliche Kunst dergleichen Mo-
tive frei aus sich erzeugt.
Andererseits aber haben in jenem Zusammenhang mit
der Antike auch manche Vorstellungen in der christlichen
Kunst Eingang gefunden, die durchaus nicht mythologisch
sind, Vorstellungen von allgemein menschlichem Ge-
PYäge und Verständniss. Man liebte es im heidnischen
Alterthum auf den Sarkophagen Bilder der Zerstörung
anzubringen, und so auch Vögel, welche Früchte picken 1);
ä aber auch Bilder des Lebens, der Treue und Gemein-
Schaft, welche über das Grab hinausreicht, namentlich
von Mann und Frau, welche sich die Hände geben. Beides
sieht man auch auf einem berühmten christlichen Sarko-
Phag, dem des Probus 2) aus dem Ende des vierten Jahr-
hunderts, jetzt in der Peterskirche. Es ist aber nichts
Mythologisches darin. Der Einfluss, den auf diesem
1) In diesem Sinn fasst wenigtens Herder die Vorstellung auf
(Wie die Alten den Tod gebildet? Aus den Zerstr. Blättern,
2. Samml. in den W. zur schönen Literat. und Kunst, Bd. XI.
S. 449): „Ein Bock benagt Früchte: Vögel picken an Blättern
oder Blumen oder Trauben: der Adler würgt die Schlange, der
Löwe den Hirsch." Sonst giebt es von den Tauben, welche
Früchte picken, auf dem Sarkophag des Prohus auch eine an-
dere Erklärung.
2) Abgebildet bei Bottari Scult. e Pitture sagre, T. I. Tav.
XVI-XVIII. Vergl. Platner Beschreib. Roms 11., 1. S. 184.
und Bnnsen ebendas. S. 94.