497
Belle geschrieben steht aus der vierten Ecloge Virgils
(v. „schon ein neues Geschlecht." Den Sibyllen
entsprechend sind in der obern Abtheilung der Wand
ebenfalls nach Kartonen Raphaels, aber ausgeführt von
einer andern Hand, vier Propheten mit eben so vielen
Engeln vorgestellt: Daniel, David, Jonas, Hosea, von
denen David eine Tafel hält mit der Inschrift: resurrexi
et adhuc sum tccum; ebenso Hosea mit der Inschrift
(Hos. VI, 2): suscitabit enm dens post biduum die tertia.
Etwas jünger sind die Malereien in der Kirche des
Klosters Hirschau, worin eilf Sibyllen (die eilfte mit
Namen Sibylla Chimica) vorgestellt waren 1), aus der Zeit
des Abtes Johann III. (1524-1556): sie sind zu Grunde
gegangen im J. 1692, als das Kloster von den Franzosen
eingeäschert wurde. Von der Hand des Adone Doni aus
der spätern Zeit des sechzehnten Jahrhunderts sind die
Sibyllen in der Kapelle S. Stefano der Unterkirche S. Fran-
cesco zu Assisi, welche irrthümlich dem Ingegno zuge-
schrieben worden sind 2).
So sind in Kirchen die Sibyllen dargestellt worden
als „ein Licht, welches im Finstern scheinta (daher ihnen
unter anderm auch eine Laterne oder ein Licht in die
Hand gegeben wird): als Träger evangelischer Vor-
verkündigung in der Heidenwelt dienen sie, die religions-
1) L essing Zur (iesch. u. Litterat. II. Beitr. in s. W. von Lachmann
Bd. IX. S. 250. Lessing äussert sich befreundet über den Namen
Sibylla Chimica. Es ist dies aber die Cimnxerische Sibylle,
„Cymea, Chymerea oder Chimica", wie es in dem schon er-
wähnten Volkslmcll „Zwölf Sibyllen Weissagungen" heisst und
ähnlich in der Oppexlheimer Ausg. der Sihyllen s. Fabric.
Bibl. Gr. Vol. I. p. 285. not. p. ed. Harl.
2) S. dagegen Bumohr Italien. Forsch. Th. II. S. 330. Schon;
zum Vasilri II, 2. S. 395. Passavant Rafael von Urbinn
Th. Il. S. 170.
Pipor, Mythol. u. Symbol. d. chr. Kunst. l. 32