Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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Belle geschrieben steht aus der vierten Ecloge Virgils 
(v.  „schon ein neues Geschlecht." Den Sibyllen 
entsprechend sind in der obern Abtheilung der Wand 
ebenfalls nach Kartonen Raphaels, aber ausgeführt von 
einer andern Hand, vier Propheten mit eben so vielen 
Engeln vorgestellt: Daniel, David, Jonas, Hosea, von 
denen David eine Tafel hält mit der Inschrift: resurrexi 
et adhuc sum tccum; ebenso Hosea mit der Inschrift 
(Hos. VI, 2): suscitabit enm dens post biduum die tertia. 
Etwas jünger sind die Malereien in der Kirche des 
Klosters Hirschau, worin eilf Sibyllen (die eilfte mit 
Namen Sibylla Chimica) vorgestellt waren 1), aus der Zeit 
des Abtes Johann III. (1524-1556): sie sind zu Grunde 
gegangen im J. 1692, als das Kloster von den Franzosen 
eingeäschert wurde. Von der Hand des Adone Doni aus 
der spätern Zeit des sechzehnten Jahrhunderts sind die 
Sibyllen in der Kapelle S. Stefano der Unterkirche S. Fran- 
cesco zu Assisi, welche irrthümlich dem Ingegno zuge- 
schrieben worden sind 2). 
So sind in Kirchen die Sibyllen dargestellt worden 
als „ein Licht, welches im Finstern scheinta (daher ihnen 
unter anderm auch eine Laterne oder ein Licht in die 
Hand gegeben wird): als Träger evangelischer Vor- 
verkündigung in der Heidenwelt dienen sie, die religions- 
1) L essing Zur (iesch. u. Litterat. II. Beitr. in s. W. von Lachmann 
Bd. IX. S. 250. Lessing äussert sich befreundet über den Namen 
Sibylla Chimica. Es ist dies aber die Cimnxerische Sibylle,  
„Cymea, Chymerea oder Chimica", wie es in dem schon er- 
wähnten Volkslmcll „Zwölf Sibyllen Weissagungen" heisst und 
ähnlich in der Oppexlheimer Ausg. der Sihyllen s. Fabric. 
Bibl. Gr. Vol. I. p. 285. not. p. ed. Harl. 
2) S. dagegen Bumohr Italien. Forsch. Th. II. S. 330. Schon; 
zum Vasilri II, 2. S. 395. Passavant Rafael von Urbinn 
Th. Il. S. 170. 
Pipor, Mythol. u. Symbol. d. chr. Kunst. l. 32
	        
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