Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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Schule mit Darstellungen der Sibyllen in Fresco sich her- 
vorgethan. Von Perugino selbst sind in der Halle des 
Wechselgerichts zu Perugia vom J. 1500 gegenüber den 
zwölf Helden (s. oben S. 421.) sechs Sibyllen: die Ery- 
thräische, Libysche, Tiburtinische, Delphische, Persische 
und Cumäische, und sechs Propheten: Jesaias, Moses, 
Daniel, David, Jeremias, Salomo 1). In einer Kapelle des 
Doms zu Spello erscheinen am Gewölbe vier Sibyllen, 
während an den Wänden die Verkündigung, die Krippe 
und Christus als Knabe im Tempel gemalt sind,  ein 
Werk des Pinturrichio vom J. 1501, von dem auch in 
S. Maria del Popolo zu Rom in der Wölbung der Haupt- 
kapelle, die Krönung der Maria umgehend, vier Sibyllen, 
die vier Evangelisten und die vier Kirchenlehrer vorge- 
stellt sind 2):  ein Parallelismus, aus welchem sich die 
öfters vorkommende Auswahl von nur vier Sibyllen er- 
klärt. Eben so viele sind auch von Raphael gemalt in der 
Kirche S. Maria della Pace im J. 15.14: durch diese Bilder, 
so wie durch die, welche von Michelangelo in der Sixti- 
nischen Kapelle um das J. 1510 ausgeführt sind, haben 
die Sibyllen ihre klassische Darstellung erhalten. 
An der Decke der Sixtinischen Kapelle nehmlich 
erscheinen in noch kolossalerer Grösse, als die übrigen 
Figuren der Deckenbilder, die Propheten Jeremias, Ezechiel, 
Joel, Zacharias, Jesaias, Daniel und Jonas,  und zwischen 
ihnen fünf Sibyllen: die Persische, Erythräische, Delphische, 
Cumäische und Libysche: sie sind in verschiedenem Alter 
vorgestellt, die Persische hochbejahrt, die Delphische in 
der Blüthe der Jahre; alle haben ein Buch in der Hand 
oder neben sich, welches sie lesen oder aufschlagen. 
 Vasari Leben der Maler II, 2. S. 
2) Schorn zum Vasari H, 2. S. 327.
	        
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