von den Heiden, in deren Schulen die christlichen Theo-
logen gebildet wurden; sondern sie eignete sich auch
heidnisches Wissen selbst an. Denn bei dem Ueberge-
wicht, welches ein ausgebildetes System von Erkenntnissen
auch für die hat, welche auf einem andern, aber wissen-
schaftlich noch nicht gerechtfertigten Standpunkt sich be-
finden, war es unvermeidlich, dass nicht nur einzelne
Gedanken, sondern ganze Systeme des Wissens aus dem
Alterthum in die Kirche eindrangen, deren Lehrer sich
dann in dem heidnischen Gebäude christlich einzurichten
suchten. Nicht weniger ist die christliche Sitte von
dem Heidenthum aus alterirt worden. Zwar setzte man
nicht selten christliche Gebräuche heidnischen entgegen:
es wurden christliche Feste angeordnet, welche heidnischen
Lustbarkeiten das Gegengewicht halten sollten; aber gerade
bei solcher Berührung geschah es, dass heidnisches Wesen
den Christen sich mittheilte. Vielfältig hat auch- heidnischer
Aberglaube mit christlichen Vorstellungen sich gemischt:
worüber die Kirchenlehrer von Anfang an geklagt haben.
S0 haben auch in der Kunst aus verschiedenen Grün-
den mythologische Vorstellungen im christlichen Alter-
thum Eingang gefunden. Ihr Gebrauch zieht sich durch
das ganze Mittelalter hindurch. Die Kunst hat auch bei
ihrem Wiederaufleben sie nicht zurückgewiesen. Sie sind
ein wesentliches Element derselben im Zeitalter ihrer
höchsten Blüthe.
Dieses darzulegen haben wir uns im Folgenden zur
Aufgabe gestellt.
5. Diese Aufgabe lässt sich auch auf die Forderung
zurückführen: den Einfluss nachzuweisen, den die Ideen
der antiken Kunst auf die christliche Kunst gehabt haben.
Sie enthält jedoch theils mehr, theils weniger.
Sie ist insofern umfassender, als die mythologischen
Vorstellungen in der christlichen Kunst nicht. immer antik,