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von Auxerre sieht 1). Eine Darstellung derselben findet
sich vielleicht an der goldenen Pforte zu Freiberg, die
wahrscheinlich dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts
angehört 2): am untern Theil derselben stehen nämlich
acht Bildsäulen, fünf männliche, unter denen wenigstens
David und Johannes d. T. sicher erkennbar sind, und
drei weibliche. Da nun dieser Theil die Vorläufer Christi
und Verkünder seines Werks enthält, während der obere
Theil, der Bogen der Pforte, in das Neue Testament führt
und das Wirken Christi darlegt; so lässt sich wohl an-
nehmen 3), dass durch die drei (nicht vier) gekrönten
Frauen zwischen den Männern des Alten Testaments
Sibyllexi als Prophetinnen aus dem Heidenthum vorgestellt
sind. Auch die weiblichen Figuren, welche an der
Kanzel zu Siena, dem Hauptwerk des Nicola Pisano (1267),
acht an der Zahl, um die mittlere Säule des Filssgestells
sitzen, hat man für Sibyllen genommen eine Erklärung,
der aber mit Grund widersprochen ist 4).
Häufig sind sie seit dem funfzehnten Jahrhundert
gebildet. Der Glockenthurm zu Florenz, dessen Bau im
1) Didron Iconogr. chret. Hist. de dieu p. 317. not.
2) Doch setzt v. Quast im Tüb. Kunstblatt 1845. S. 226. die
ganze goldene Pforte in die zweite Hälfte des 13. Jahrln, und
v. Quundt Beob. u. Phuntas. über Menschen, Natur u. Kunst
auf einer Reise in's mittäg. Frankreich S. 390. findet, dass die
in Rede stehenden Statuen einer spätem Zeit und einem andern
Stil angehören, als die Sculpturen in den Bogen.
3) Nach Waagen Kunstw. u. Künstler in Deutschl. T. I. S. 10.
Stieglitz u. Puttrich Die goldene Pforte des Doms zu
Freiberg (in den Deukm. der Baukunst des M. A. in Sachsen
Abth. I.) S. 7. 17. haben diese weiblichen Bilder nicht zu er-
klären gewusst; v. Qunst a. a. O. deutet zwei von ihnen als
die Königin von Sabu und die Braut des Hohenliedes (die
Ecclesia).
4) S. E. Förster Beitr. zur neuern Kunstgescli. S. 54.