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die Vision, wovon die lateinische Ueberlieferung spricht,
enthält zuerst ein Mosaikbild, mit welchem der Altar
dieser Kirche vermuthlich unter dem Gegenpapst Anaclet II.
(1130-1138) geschmückt ist 1); es stellt zwischen zwei
Säulen unter einem Rundbogen das Lamm mit dem Kreuz
auf einem Altar stehend dar, aus dessen Brust ein Blut-
strom in einen Kelch sich ergiesst: in den Zwiekeln des
Bogens rechts Maria mit dem Kinde, links den Kaiser
Augustus, sie anbetend, darüber die Inschrift:
Luminis hanc almann matris qui scanrlis ad aulam
Cunctarum prima que fuit orhe sita:
Noscas quod Cesar tunc struxit Octavianus
llanc Ara(m) Celi, sacra [ITOIBS dum patet ei.
Dasselbe Ereigniss, aber angeknüpft an die Sibylle,
ward in der Tribune dieser Kirche im vierzehnten Jahr-
hundert von Pietro Cavallini, einem Schüler Gi0tt0's, in
Freseo gemalt: eine Madonna mit dem Sohn auf dem
Arme in einer Glorie, darunter die Tihurtinisehe Sibylle,
welche dem Kaiser Augustus Jesus Christus zeigt, den
er anbetetz). Mit der ganzen Tribune ist auch das Ge-
mälde im Pontificat Pius IV. zerstört 3).
Diesem Gemälde voran geht ein Miniaturbild des-
selben Gegenstandes in einer Handschrift vom J. 1285 4),
1) Abgebild. bei Casimiro Memor. istor. d. chiesa e convento di
S. Maria in Araceli zu p. 161. Muratori Antiquit. Ital. med.
aevi T. III. zu p. 878. lig. 1. Von der Inschrift vergl. Platner
Beschreib. Roms III, 1. S. 668.
2) Vasari Leben der Maler Th. I. S. 256. Dies Gemälde wird
wegen der Vorstellung der Sibylle auch hervorgehoben von
IIIarangoni Delle cose gentilesche p. 42. und Raoul-
Bochette Mem. sur les anbiq. chret. I. p. 31., so wie in s.
Tableau des Catacombes de Bome p. 212 sq. ed. Brux.
a) Platner Beschreib. Roms III, 1. S. 353.
4) Muratori l. c. p. 879. mit Abbild.