483
Hos quidem ex multis reor admiraberis actus
Caesareos, ut Tarpejo vestigia colle
Fatidicae quondam ductu montisque Sibyllae
Presserit Augustus Caesar, visoque feratur
Obstupuisse deo
coelique vocabitur ara
Iste locus, surgens matris suh nomine templum.
Auch in dem Buch wdas geist- und weltliche Rom" 1),
einer Uebertragilng der Mirabilia urbis, wahrscheinlich zum
Gebrauch der deutschen Pilger in Rom genlacht, fehlt
die Geschichte von dem Octavian und der weisen Fraw
Sibylle nicht, welche noch der Cardinal Baronius 2) in
Schutz zu nehmen sucht.
Die
Kunstvorstellung.
Das sind die Traditionen, welche die geschichtlichen
oder sagenhaften, innerhalb der Kirche gegebenen Voraus-
setzungen enthalten, aixf deren Grund man so lange sich
berechtigt hielt, die Sibyllen neben den Propheten in den
Kreis christlicher Kunstverstellungen zu ziehen.
Für die Darstellung derselben aber sind aus jenen
Voraussetzungen zwei Momente hervorzuheben, wodurch
die Kunst zwiefach freie Hand erhielt. Erstens, dass
1) Nach einem xylograph. Druck beschrieben bei Jacobs und
Ukert Beiträge zur äilteren Literat. Bd. I. S. 76. Nach-
weisnngen über das sonstige Vorkommen dieser Geschichte
werden von Jacobs gegeben ebendas. S. 454. und (Bd. II. H. 2.
S. V.) Bd. III. S. 359.
2) Baronius (Apparat. ad Annal. c. 26. ed. Mansi p. 447.) sucht,
doch nicht ohne Bedenken, die Wahrheit dieser Fabel durch
die Erklärung aufrecht zu erhalten: die Sibylle habe allerdings
nicht zur Zeit des Augustus gelebt, aber er habe nicht von ihr
persönlich, sondern aus den sibyllinisclien Gedichten jene OlTen-
barung empfangen.