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Der erste, der auf deren Orakel Rücksicht genommen,
ist einer der apostolischen Väter, Clemens Romanus, der
in seinem Briefe an die Korinther den Untergang der
Welt durch Feuer angeführt hat 1).
Namhaft gemacht aber wird die Sibylle zuerst um
die Mitte des zweiten Jahrhunderts von Justin dem Mär-
tyrer als die Cumäische: diese, sagt eri), eine Tochter
des Berosus, sei aus Babylon nach Campanien gekommen
und habe zu Cumä Orakel gegeben, welche der Lehre
der Propheten nahe konlmend die Zukunft Christi deut-
lieh verkündigen: ihre Bücher seien auf dem ganzen
Erdkreis verbreitet. Die Stellen, welche Justinus daraus
anführt, sind aus dem dritten und vierten Buch unserer
Sammlung genommen, wo aber von jener persönlichen
Nachricht nichts vorkommt. Diese hatte er zu Cumä
selbst eingezogen, wo er auch den Ort, an welchem sie
geweissagt, gesehen haben will. Bald darauf redet
Theophilus 3) wieder nur von der Sibylle schlechthin.
Clemens von Alexandrien 4) aber erwähnt, zum Theil nach
Pausanias, vier Sibyllen: die Phrygische oder Delphisehe,
Erythräische (Herophile), Aegyptische und Italische.
Worauf das Chronicon paschale 5) zwölf Sibyllen auf-
zählt, das sind ausser den zehn, die bei Varro vorkommen,
die Hebräische und die Rhodische, in folgender Ordnung:
1) Angeführt von Ps. Justin. Quaest. et respons. ad orthod.
Resp. Die Stelle fehlt, in dem uns erhaltenen ersten
Brief des Clemens. Vergl. Coteler. Judic. de ep. II. Clem.
p. 182 sq. Bleek a. a. O. S. 147.
2) Justin M. Cohort. ad Gr. c. 37. p. 33. c. Semisch Justin
d. M. I, 225.
3) Theophil. ad Autol. II, 36. p. 375. a.
4) Clem. Alex. Strom. I, 21. p. 384. l. 2-14.
5) Chron. pasch. p. 108. c. ed. Bonn. T. I. p. 201.