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schrift: diva Julia Astallia 1). Die Denkmünze findet eine
Erläuterung durch eine Erzählung des Dominikaners Ban-
dello in seinen zuerst im J. 1554 erschienenen Novellen 2).
Diese Julia lebte in einem Städtchen des Herzogthums
Mantna, zur Zeit als Ludovico Gonzaga Bischof von Mantua
war (1483-1510), die Tochter armer Eltern, aber von
feinen, zierlichen Sitten, eben so schön, als tugendhaft
und sittsam. Ein Kammerdiener des Bischofs suchte sie
mit leidenschaftlicher Bewerbung heim, welche sie be-
harrlich abwies. Da es diesem aber gelang, seine schänd-
liche Begierde mit Gewalt zu befriedigen, so stürzte sich
das unglückliche Mädchen in den Fluss, nachdem sie
einer Nachbarin ihr herbes Geschick erzählt und erklärt
hatte: Nur der Tod könne ihre Unschuld beweisen und
kund thun, dass bei aller erlittenen Gewalt ihre Seele
rein und frei geblieben. Allgemein wurde ihr Tod be-
klagt: der Bischof liess sie (da sie nach den Kirchen-
gesetzen an geheiligter Stätte nicht bestattet werden
durfte) auf dem grossen Platz begraben und ein bronzenes
Denkmal nebst einer Marmorsäule ihr errichten. Zugleich
ehrten die Zeitgenossen durch jene Medaille das An-
denken der tugendhaften Julia.
Durch eine Medaille mit dem Bilde des Phönix hat
man auch die Elisabeth, Königin von England, geehrt 3),
wenn auch nicht um der Eigenschaften dieser Julia
willen, aber doch wegen ihrer Schönheit und Tugend,
da sie gleich dem Phönix einzig in ihrer Art sei: nur
1) Ein Exempl. in Bronze im K. Münzkabinet zu Berlin; zwei
desgl. in der Goetheschen Samml. zu Weinlar, s. Schuchardl;
Catal. II. S. '72 f. n. 186. 187.
2) S. die Mittheiluxxg in d. Curiositätexm Bd. l. "Weimar, 1811.
S. 427-434. nebst Abbild. Tal". 21.
a) Luckius Syllog. numism. elegant. p. 255. Ein Abguss in
Blei im K. Münzkab. zu Berlin.