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2. Die Beziehung auf Tod und Auferstehung Christi
aber liegt in dem Bilde, wie es zur Verzierung eines
Abendmahlsgeräths angewendet ist. Es ist ein Gefäss
von Bergkrystall, worin eine goldene Kapsel und aus
Email der Phönix mit der Inschrift:
Sie moriendo vita perennis.
Wahrscheinlich war es zur Aufbewahrung der Hostie
bestimmt, während es selbst in eine kostbare Lade von
Krystall gesetzt wurde, die mit der ganzen Passion Christi
geschmückt ist, ein Meisterwerk des Valerio Vicen-
tino, ausgeführt im Auftrage des Papstes Clemens VII.
(1523-1534): beide Gefasse sind jetzt eine Zierde der
Gallerie zu Florenz 1). Dieselbe Bedeutung hat der
Phönix, wie er oberhalb der Auferstehung Christi er-
scheint, in einem Wachsrelief von Neuberger aus der
zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts, welches
in der H. Gemischten Kunstsammlung zu Gotha sich be-
findet 2).
3. In der Anwendung auf die Kirche ist der Phönix
Symbol sowohl ihrer Entwickelung auf Erden, in der sie
aus allen Gefahren und Leiden, geläutert und verjüngt,
stets herrlicher hervorgeht, als auch der Hoffnung der
Gläubigen nach ihrem Abscheiden auf ein ewiges seliges
Leben. Als ein Sinnbild dieser Hoffnung sieht man ihn
auf 'l'apeten aus der zweiten Hälfte des funfzehnten Jahr-
hunderts, die wahrscheinlich zu kirchlichem Gebrauch
gedient haben und jetzt im Museum Cluny in Paris 3)
aufbewahrt werden: man sieht dort Gott Vater in halber
1) Förster zum Vasari III, 2. S. 290.
z) Bube Das Herzog]. Kunstkabinet zu Gotha S. 50. n. 8. b.
(Die Figur des Phönix ist hier jedoch nicht angegeben).
a) S. die Beschreibung desselben von Guilhermy in Didron
Anna]. archäol. T. I. p. 45.