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und die beiden letztern auf Tod und Auferstehung Christi
sich beziehen; so geht der Phönix wahrscheinlich, wie
das Einhorn, auf die Menschwerdung, obwohl die
erläuternde Inschrift des Besselschen Bildes den Phönix
gar nicht von der Person, sondern von dem Amte Christi
deutet:
Ut sol feniceas succendat fervidus alas,
Sie ego flamma furens sum cunctis corda pcrurens.
Wenn hingegen Pelican und Phönix allein neben
einander erscheinen, so liegt es näher, den Phönix für
Symbol der Auferstehung zu nehmen: sie dienen alsdann
die letzten und entscheidenden Epochen des Erlösungs-
werks abzubilden, dass Christus gleich dem Pelican
sein Blut für die Seinen vergossen hat und gleich dem
Phönix durch den Tod zum Leben hindurchgedrungen
ist. Beide Thierbilder kommen zweimal in den Holz-
schnitten vor (das letztere in den Arabesken der Ein-
fassung), mit welchen das „Deutsch römisch Breviera,
gedruckt zu Venedig, 1518, ausgestattet ist 1). Besonders
bemerkenswerth ist ihr Wiedererscheinen in kirchlichen
Sculpturen: sie sind angebracht an den Chorstühlen im
Münster zu Basel aus der zweiten Hälfte des funfzehnten
Jahrhunderts 2). Eine bedeutsame Vorstellung enthält die
Kathedrale zu Lund im nördlichen Arm des Kreuzes am
Band der Decke aus dem Anfang des sechzehnten Jahr-
hunderts (um 1520) 3): geradezu über dem Fenster nach
Norden erscheint der Pelican, der sich die Brust aufreisst
für seine Jungen, links an der westlichen Wand der
B1. 300. b. 435. b.
i) Beschreib. des Münsters zu Basel, 1842. S. 16.
3) Ich habe diese Vorstellung im Sept. 1845 in jener Kathedrale
selbst beschaut, wo ich von dem würdigen Wiederhersteller
des Doms Herrn Prof. Brunnius darauf aufmerksam gemacht
wurde.
P i p e r , Myfhol.
Symbol.
chr.
Kunst.
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