Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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seinem Neste, aus welchem Flammen hervorbrechen, mit 
der Ueberschrift: Fenix unica. Ehen diese Vorstellungen 
kehren wieder als Kapital-Verzierungen in der Ernesti- 
nischen Kapelle dieses Doms 1) aus derselben Zeit. 
Die Vorstellung des Phönix in jenen beiden Haupt- 
bedeutungen erhält sich bis in das Zeitalter der modernen 
Kunst hinein. Daneben machen andere früher angedeutete 
Anwendungen des Symbols zumal seit dem funfzehnten 
Jahrhundert sich geltend;  so dass seit dieser Zeit 
eine fünffache Bedeutung dieser Kunstvorstellung zu unter- 
scheiden ist. 
Der Phönix wird nehmlich ferner mit dem Pelican 
gebraucht als Symbol Christi. Beide sind auf mehreren 
Gemälden angebracht, welche in übereinstimmender An- 
Ordnung mannichfaltiger Symbole die jungfräuliche Geburt 
verherrlichen, daher sie für die Symbolik der christlichen 
Kunst von besonderer Wichtigkeit sind: hanc per iigurarn 
noscas castam genituram lautet die Unterschrift des ältesten 
dieser Gemälde. Dasselbe gehört in die kölnische Schule 
aus dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts und ist im 
Besitz des Herrn Landgerichts-Präsidenten Bessel in Saar- 
brücken 2); ein anderes aus dem Ende des funfzehnten 
Jahrhunderts ebenfalls mit lateinischen Inschriften ist in 
der Lorenzkirche zu Nürnberg; dasselbe Bild mit deutschen 
Inschriften in der dortigen Sebaldskirche. Dieses enthält 
als Hauptvorstellung Christi Geburt, jenes die h. Jungfrau 
auf dem Thron,  umgeben von vier Thiersymholen: 
da hier aber der Phönix im brennenden Nest dem Ein- 
horn gegenübersteht, so wie der Pelican dem Löwen, 
1) Brandt Ueber die Thiergestalten an Kapitälen des Doms zu 
Magdeburg, Neue lßlittheil. des Thür. Sächs. Vereins Bd. VII. 
H. 3. S. 138. 
2] Beschrieben im Tüb. Kunstblatt 1839. S. 201 f.
	        
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