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3. Hiernach ist denn dieser Mythus, wie er bei den
Alten verbreitet war und durch die heilige Schrift Be_
stätigung zu finden schien 1), auch zu den Christen über-
gegangen. Der erste Kirchenschriftsteller, der schon
denselben aufgenommen hat, ist einer der apostolischen
Väter, Clemens Bomanus. „Der alte Phönix, sagt er 2),
bereitet sich sein Grab aus Weihrauch, Myrrhen und
anderen Gewürzen, in welchem er stirbt. Aus seiner
Verwesung entsteht ein Wurm, der sich mit den Ueber-
bleibseln des todten Vogels ernährt, bis ihm die Fittiche
gewachsen sind; dann bringt er das Grab mit den Ge-
beinen aus Arabien nach Heliopolis, legt es auf den
Altar der Sonne nieder und fliegt darauf zurück. Dieses
geschieht nach den Beobachtungen der Sonnenpriester
jedesmal, wenn fünfhundert Jahre verflossen sindß
Andere erzählen die Geschichte mit einigen Abweichungen;
meist setzen sie dieselbe als bekannt voraus. Einige
äussern auch Zweifel an der Fabel (wie bei den Alten
sogar schon Herodot und stärker Tacitus), namentlich
Origenes 3), dann Gregor von Nazianz; von den späteren
Griechen Maximus und Photius 4) wird sie ganz ver-
1) Diese zwiefache Quelle desselben zeigt Ambrosius an, De
lid. resurrect. c. 59. T. II. p. 1149: hoc relatione crebra et
scripturarum auctoritate cognovimus.
2) Clem. Rom. Epist. I. ad Corinth. c. 25. Münter a. a.O. S. 96.
3) Origen. c. Cels. IV, 98. Opp. T. I. p. 576. c. Er erwähnt
die Geschichte aber nur in Beziehung auf die von dem Celsus
geltend gemachte Pietät des Vogels gegen seinen Vater, dass
er dessen Leichnam in Myrrhen gehüllt nach Aegypten bringe
und im Sonnentempel niederlege.
4) Photius macht es (Cod. 126. p. 95, 27. ed. Bekker) dem
Römischen Clemens zum Vorwurf, dass er den Phönix für ein
so wahrhaftes Kennzeichen (der Auferstehung) hält. Die
Stellen des Gregor, Augustin und Maximus werden sogleich
nachgewiesen werden.
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