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Die
Saga
1. Die Sage von diesem Wundervogel stammt zu-
nächst aus Aegypten und Herodot ist der erste, der sie
aufgezeichnet hat. Der Phönix, erzählt er 1), kommt nur
selten von Arabien dorthin, alle fünfhundert Jahre, wie
die Heliopoliten sagen, und zwar alsdann, wenn sein
Vater gestorben ist, den er in Myrrhen gehüllt nach dem
Sonnentempel bringt und dort bestattet. Weiter giebt er
nur noch die Beschreibung, dass derselbe goldenes und
rothes Gefieder habe, an Gestalt und Grösse am meisten
dem Adler ähnlich; gesteht aber, er habe den Vogel
nicht anders, als gemalt gesehen. In der That wird
der Phönix häufig auf ägyptischen Denkmälern gefunden,
meist mit einem grossen Stern. Ohne Zweifel ist er bei
den Aegyptern Symbol eines grossen Zeitkreises, wahr-
scheinlich der Hundssternperiode von 1461 Jahren, und
jener Stern bedeutet demnach den Hundsstern 2).
Nach Herodot herrscht langes Stillschweigen über
diesen Vogel, welches nur durch eine Aeusserung des
Antiphanes (vielleicht des Rhodiers unter Alexander dem
Grossen) bei Athenäus 3) unterbrochen wird. Seit der
Kaiserzeit aber, zuerst bei Ovid, ist viel von ihm die
Rede bei Römern und Griechen, und wird seine Ge-
schichte und Beschreibung weiter ausgeschmückttl). In
Thesaur. s. v. T. II. p. 1456-1459., Bottari Scullz. e pitt.
sagr. T. I. p. 84 sq. 106-108. und Mühter Sinnb. H. I.
S. 94-97. güandelt. Es hat mir für meinen Zweck er-
forderlich geschienen, die Untersuchung von vorne vorzunehmen.
1) Herod. Hist. II, 73.
2) Ideler Hanrlb. der Qhronol. I. S. 183-186.
a) Athen. Deipnos. XIV. p. 655. b. Vol. V. p. 383 sq. ed.
Schweigh.
4) Lactant. De phoenice v. 139. Claudian. Eidyll. I, 17.