Orpheus.
Auch das tragische Ende dieses Heros ist Gegen-
stand künstlerischer Darstellung geworden: Luca Signo-
relli hatte den Tod des Orpheus nebst einem Bacchanal
im Palastdes Pandolfo Petrucci Herrn von Siena gemalt 1),
ein Bild jedoch, welches vereinzelt dasteht und nicht aus
der Wahl des Künstlers hervorgegangen, sondern durch
das Interesse, welches dieser Kunstfreund dem griechischen
Alterthum widmete, hervorgerufen zu sein scheint.
Aber eine Heldenthat des ÜfpllGllS hat häufiger das
Interesse der Künstler in Anspruch genommen, welche
zu den erstgedachten Ereignissen des Heroenmythus einen
andern Gegensatz bildet: das ist die Befreiung der Eurydiee.
Zwar lässt dieselbe mit der Befreiung der Andromeda sich
vergleichen; denn wie diese an einem Felsen schmachtete,
einem Meerungeheuer preisgegeben, so war Eurydice in
den Orcus gebannt, durch den Cerberus zurückgehalten.
Aber nicht Kampfesmuth und Waffengewalt galt es hier
zu entwickeln, ein geistigeres Heroenthum zeichnet den
thracisclieil Sänger aus: durch die sanfte Gewalt der Töne
wusste er die ltlächte des Orcus zu bewegen. So ist
denn erstens der Anfang dieses Unternehmens vorgestellt
worden. Eine Composition von Francesco Francia zeigt
den Orpheus sitzend, eine Violine spielend, gegenüber
der Pforte der Unterwelt: zu seinen Füssen einen Hund,
daneben einen Bär 2). Weiter erscheint Orpheus die Leier
spielend, zur Linken der Cerberus beim Eingang der
1) Schorn zum Vasari II, 2. S. 432. A. 17. Vergl. oben S. 322.
Von einer Zeichnung Dürers, Orpheus von wiithcnden
Bacchantinnen geschlagen, s. oben S. 329.
2) Gestochen von Marc Antonio, Bartscli Peintre grav. T. XIV.
p. 236. n. 314. Passavant Rafael v. Urbino Th. I. S. 575.
n. 127.